Solidarität – Macht und Einfluss

[2017-06-25]

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In der Umbruch-Zeit, in der wir gerade leben, ist immer öfter der Grundsatz: „Ich/wir zuerst!“ zu hören, was erst einmal völlig verständlich und in Ordnung ist. Jedoch nur bis zur Grenze des Nächsten. Die Freiheit des Einzelnen oder einer Gruppe hört dort auf, wo es den anderen schädigt.

Es ist oft schwer in unserer komplexen und globalen Welt, die Tragweite des eigenen Handelns abzuschätzen. Wenn Macht und Einfluss mit Verantwortungsbewusstsein, Demut und Bescheidenheit gepaart sind, ist mir nicht bange. Die Größe und Solidarität eines Menschen zeigt sich für mich, wenn man trotz der Möglichkeiten die Macht auszuüben, sich zum Wohl des/der anderen zurücknimmt oder sie zum Vorteil des/der anderen einsetzt. Dabei sehe ich keinen Unterschied, ob es „nur“ um kleinere Entscheidungen des Alltags geht, oder ob ich eine Weltmacht leite…

Ich bin überzeugt, es macht was mit uns, wenn wir häufig Erfahrungen von Rücksichtslosigkeit, Intoleranz und Gleichgültigkeit machen und keine Solidarität erfahren, ohne dagegenzuhalten. Ungerechtigkeit vergeht nicht durch negieren, stillhalten, mutlos sein. Das Dagegenhalten bedeutet Anstrengung, Unbequemlichkeit, Rechtfertigung und oft auch Konfrontation. Mir persönlich fällt das oft schwer und oft schließe ich Augen und Ohren. Einer zeigte mir/uns, wie ich/wir dem begegnen sollte/n. Er hat mehr als alle Macht der Welt und setzt sie für unser Wohl ein. Er solidarisiert sich mit den Schwachen, Armen, Verfolgten, Kranken, Alten, Wehrlosen, nicht-der Norm-Entsprechenden. Jesus sucht bei diesen Gruppen keine Schuld, nur um der Rechtfertigung willen, nicht helfen zu müssen, nicht verstehen zu müssen oder nicht tolerant zu sein.

Ich denke, einige werden jetzt sagen, ich sei unrealistisch. Ja, richtig! Aber, um es pathetisch zu sagen: „Me too, I have a dream…“ Ich träume von einer besseren Welt. Und dass diese Welt/Zeit alle Chancen hat, besser zu werden, ist Realität, weil vieles darin nicht so gut ist! Nun, ich weiß, die Welt dreht sich – mit mir und ohne mich. Ich meine die kleinen Dinge des Alltags: Muss ich der Erste sein, der den Zug betritt, noch bevor die anderen ausgestiegen sind? Muss ich noch schnell vor jemandem an der Kasse sein, obwohl es die Zeit erlauben würde? Warum bücke ich mich nicht, wenn jemandem etwas runtergefallen ist? Warum widerspreche ich nicht, wenn ich weiß, dass jemand Unrecht getan wird? Grüße ich diesen grimmigen Fremden? Höre ich meinem Gegenüber aufmerksam zu? Gehe ich zu Demonstrationen? Ich denke… ich werde die alte Dame das nächste Mal fragen, ob ich ihr die Tasche tragen soll und ich unterschreibe eine Petition!

Sylvia Wallinger