Differenzen

[2018-03-20]

Die beiden Referenten des letzten Abends der Fastenaktion 2018 kennen sich bestens. (Alt)Pfarrer Mag. Wolfgang Del-Negro von der evangelischen Gemeinde und (Alt)Pfarrer Mag. Richard Scharzenauer von der röm. kath. Kirche waren über etliche Jahre jeweils gemeinsam aktiv als Pfarrer in ihrer Gemeinde tätig, vertrauen einander und schätzen sich gegenseitig. Das änderte nichts daran, dass beim Thema des letzten Abends der Fastenaktion, der „Ehe“, doch (immer noch) deutliche Unterschiede in der Auffassung der beiden Kirchen bestehen. Und diese Unterschiede dürften in der nächsten Zeit eher größer als kleiner werden.

Während für die evangelische Kirche die Ehe ein „weltlich Ding“ (Martin Luther) ist und der „Spielraum“ dadurch deutlich größer ist, gilt die Ehe in der katholischen Kirche als ein Sakrament und kann dadurch nur auf einen viel kleineren „Auslegungsbereich“ zurückgreifen. In der letzten Zeit kommt es zu einer deutlichen Aufwertung und Anerkennung von Partnerschaften aller Art, Staat und Gesetze reagieren auf eine Situation, die es wohl immer schon gegeben hat, die aber erst jetzt aus dem Schatten des Verborgenen und Verbotenen herauskommt. Eine Entwicklung, mit der die evangelische Kirche weit weniger Kontaktängste hat als die katholische Kirche. Beide Kirchen lassen in der Zwischenzeit Segnungen von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu, die evangelische Kirche geht dabei aber einen deutlichen Schritt weiter und kennt auch schon die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.

Ein weiterer deutlicher Dispens besteht in der Anerkennung von Ehescheidungen und hier vor allem in der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten und Patenämtern. Auch hier sind die evangelischen Regelungen deutlich toleranter als jene der katholischen Kirche.

Erfreulich ist allemal der harmonische Umgang der Amtsinhaber miteinander, ein Umgang, der durchaus auf das Pfarrvolk beider Kirchen „abfärbt“ und – als „Nebenwirkung“ – bereits die 28. ökumenische Fastenaktion gemeinsam organisieren ließ.

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