Musik und Maria

[2019-03-19]

Um Marienlieder im Wandel der Zeit ging es beim zweiten Abend der Fastenaktion 2019 am 19. März in der evangelischen Kirche von Hallein.

Pfarrer Peter Gabriel führte durch den musikalischen Abend.

Pfarrer Peter Gabriel verband die einzelnen musikalischen Leckerbissen mit für viele eher unbekannten Aussagen und Informationen, die nachstehend auch jenen zugänglich sein sollen, die an diesem Abend nicht dabei sein konnten oder einfach das eine und andere nochmals nachlesen wollen.

Ave-Maria-Lieder

Mag. Ingeborg Weber (links) an der Harfe und Franziska Weber mit ihrer beeindruckenden Stimme (Mezzosopran) ließen eine musikalische Reise durch Marienbilder aus mehreren Jahrhunderten zu einem Genuss werden.

„Ave Maria“- Lieder und -Gebete sind wohl die bekanntesten in der großen Tradition der Marienlieder in der römisch-katholischen Kirche, die aber durchaus auch von Evangelischen geschätzt werden. Variationen des Ave Maria aus verschiedenen Epochen – lateinisch, italienisch oder deutsch – standen im Mittelpunkt des Abends – wohl wissend, dass es noch viele andere Formate von Marienliedern gibt, wie das Stabat Mater, Passionslieder in der traditionellen Volksmusik, Wiegenlieder, Lieder im Bereich der Oper und natürlich auch das Magnifikat.

Das Magnifikat hat Maria selber gesungen – mit  seinen ersten Worten „Meine Seele preist den Herrn“ war dieser besondere Abend in der Reihe „Neunzehn.neunzehn“ daher auch überschrieben. Denn es war nicht nur ein Abend mit Texten und Musik einer Reihe, zu der Pfarrer Dr. Peter Gabriel die Gäste begrüßen konnte, sondern zugleich ein Abend der Ökumenischen Fastenaktion Hallein, die heuer unter dem Oberthema steht: „Maria: verehrt – verklärt – verkannt – Begegnungen mit einer besonderen Frau“.

Maria wird oft als ein wichtiger Unterschied zwischen evangelischen und römisch-katholischen Christen und Christinnen benannt. Und tatsächlich zeigt sich an Maria unser unterschiedliches Verständnis von Gnade und Rechtfertigung. Maria, die die Kirche repräsentiert und damit den Ort, an dem Rechtfertigung sakramental vermittelt wird, oder Maria als ein Beispiel für die Rechtfertigung allein aus Glauben. So stehen die Texte, die Maria aus evangelischer Perspektive beleuchten, im Kontrast zu den Marienliedern aus verschiedenen Jahrhunderten.

Es war eine Freude, dass Ingeborg Weber an der Harfe und Franziska Weber, Mezzosopran diesen Abend so einfühlsam und ansprechend musikalisch gestaltet haben.

Maria in den Bekenntnissen der Kirche

Franziska Weber (Mezzosopran)

Im 4. Jahrhundert steht die christliche Kirche vor der Frage: wer ist Jesus Christus? Gott oder Mensch? Während die sogenannten Adoptianer behaupten, Jesus sei ein Mensch mit bestimmten göttlichen Eigenschaften, bezeichnen Arius und die Arianer Jesus als das erste Geschöpf Gottes, wesensähnlich mit Gott, aber nicht gottgleich. Von der Gnosis geprägte Theologen hingegen sprechen von Jesus als einem über die Erde wandelnden Gott, der nur scheinbar menschliche Züge trug. Um aber auf die Grundfrage „Wie kann Jesus uns erlösen?“eine befriedigende Antwort zu finden, formulierte man: Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch.

Bei der Frage nach dem Verhältnis von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus wurde nun auch Maria interessant. WährendPaulus im Galaterbrief einfach formuliert: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau…“, betonte man nun ebenso wie das Matthäus- und das Lukasevangelium in ihren Geburtsgeschichten, Maria habe Jesus durch den Heiligen Geist empfangen, um so seine Göttlichkeit auszudrücken. Seit dem 4. Jahrhundert bezeichnete man Maria als theotokos, als Gottesgebärerin, der auch ins Spiel gebrachte Begriff „Christusgebärerin“ konnte sich nicht durchsetzen. Durch den Begriff Gottesgebärerin soll ausgedrückt werden: Gott ist im Leib der Maria wahrhaftig Mensch geworden. Maria ist die Garantindafür, dass Gott in Christus wirklich und wahrhaftig Mensch geworden ist. Gleichzeitig geschah das ohne menschliches Zutun, eben durch den Heiligen Geist: Jesus Christus ist also mehr als nur ein Mensch, sondern immer auch Gott.

Diese Aussagen der ökumenischen Konzilien der alten Kirche hat die Reformation bejaht, aber neu betont: Aussagen über Maria sind stets christologische Aussagen, es geht also vor allem um Jesus Christus. Deshalb ist für Protestanten die Mariologie kein eigenständiger Bereich der christlichen Glaubenslehre. Aber dennoch nimmt Maria eine herausragende Stellung unter den Glaubenden ein, denn im Blick auf Christus verbürgt sie seine wahre Gottheit und seine wahre Menschheit. Maria ist die Personifikation des Menschen, der von Gott ohne eigenes Zutun, ohne Verdienst und Würdigkeit mit Gnade erfüllt wird. Sie glaubt und vertraut der Verheißung des Engels, dem Wort Gottes an sie. Sie ist Vorbild im Glauben und ein zentrales Beispiel dafür, was „Rechtfertigung durch den Glauben“ bedeutet. Aus evangelischer Sicht gehört Maria ganz auf die Seite des Menschen, das Bindeglied zwischen Gott und Mensch ist aber allein Jesus Christus.