Musik und Maria

Martin Luther und Maria

Maria spielte im Leben des jungen Martin Luther eine bedeutende Rolle. Sie stand im Mittelpunkt vieler Gebete, wie des „Ave Maria“, des Rosenkranzes oder des Magnifikats. Es gab viele Kirchen, die Maria geweiht waren. Im Orden der Augustiner-Eremiten, in den Martin Luther 1505 in Erfurt eintrat, war Maria neben Augustin die besondere Schutzheilige; der Mariendienst, also die Aufgabe, Maria zu verehren, nahm eine beherrschende Rolle ein.

Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit als Bibelprofessor an der Universität Wittenberg ändert sich Luthers Einstellung zur traditionellen Mariologie.
Luther wird immer wichtiger, Christus, in dem Gott Heil wirkt, zu ehren und dagegen die Verehrung Marias zurück zu nehmen. Menschliche Leistung zählt nicht im Angesicht Gottes. In seiner Magnifikat-Auslegung aus dem Jahr 1521 hält Luther jedoch an dem Gedanken fest, dass Maria Jungfrau war. Durch diese Art der Geburt soll Jesus vor der Sünde bewahrt werden, es geht also nicht um Maria, sondern um Jesus Christus. Ihre Jungfrauschaft ist nicht ihre Tugend oder Leistung, sondern Gottes Gnade. Als Mutter Gottes ist sie aber über andere Menschen erhaben, „weil sie mit dem himmlischen Vater ein Kind, und zwar ein solches Kind hat.“ Marias Ehre liegt also nicht in ihr, sondern allein in der Geburt des Jesuskindes.

Marias Lobgesang

(Lukas 1,46-55 nach der Lutherbibel 2017) Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.

Martin Luther, Das Magnifikat, verdeutscht und ausgelegt

(1521) [WA 7,546-601] Martin Luther schreibt: Dieweil es denn nun seine Art ist, in die Tiefe, auf die unansehnlichen Dinge zu sehen, habe ich das Wörtlein »humilitas« mit »Nichtigkeit« oder »unansehnliches Wesen« verdeutscht, so dass die Meinung Marias die sei: Gott hat auf mich armes, verachtetes, unansehnliches Mägdlein gesehen und hätte wohl reiche, hohe, edle, mächtige Königinnen, Fürsten und großer Herren Töchter gefunden. Er hätte doch wohl (z.B.) Hannas‘ und Kaiphas‘ Töchter finden können, welche die Obersten im Lande gewesen (sind), aber er hat seine lauteren, gütigen Augen auf mich geworfen und eine so geringe, verschmähte Magd dazu gebraucht, auf dass sich niemand vor ihm rühme, dass er dessen würdig gewesen wäre oder sei. Und ich muss auch bekennen, dass es lauter Gnade und Güte ist und gar nicht mein Verdienst oder Würdigkeit.

Darum liegt das Schwergewicht nicht auf dem Wörtlein »humilitatem« (Nichtigkeit), sondern in dem Wörtlein »respexit« (er hat angesehen). Denn ihre Nichtigkeit ist nicht zu loben, sondern Gottes Ansehen. (Das ist so) wie wenn ein Fürst einem armen Bettler die Hand reicht: (hier) ist nicht des Bettlers Nichtigkeit, sondern des Fürsten Gnade und Güte zu preisen.

Die wahrhaft Demütigen sehen nicht auf die Folgen der Demut, sondern mit einfältigem Herzen sehen sie auf die niedrigen Dinge, gehen gern damit um und werden selbst niemals gewahr, dass sie demütig sind. Merke die Worte: sie sagt nicht, man werde ihr viel Gutes nachsagen, ihre Tugend preisen, ihre Jungfrauschaft oder Demut erheben, oder etwa ein Liedlein von ihrer Tat singen, sondern allein davon, dass sie Gott angesehen hat, davon wird man sagen, sie sei selig.