Es gibt nicht „das Marienbild“

Marienbilder einst und jetzt – ausgewählte Bildtypen anhand von Beispielen

Am Beispiel von rund 40 Bildern über Mariendarstellungen wurde in großen Zügen die Entwicklung der Bilder und Plstiken weiter erörtert. Aus Platzgründen können wir diese Bilder leider nicht aufnehmen, die Inhalten sollen aber dennoch diese „Bilderreise“ nachvollziehbar machen (ggfs. bei Interesse bitte selbst nach den Bildern im Internet recherchieren!).

  • Marienikonen
    Bekanntester von vielen Grundtypen ist die Hodegetria: Maria trägt Kind auf linkem Arm, benannt nach Standort Hodegon in Byzanz als Wegführerin, ihre Rechte weist häufig auf den Weg, auf Christus hin, kommt in vielen Varianten in den Westen! Weitere Bekannte sind die Eleousa und die Glykophylousa, die die Grundlage für die westlichen Gnadenbilder Maria Hilf und Mutter vom guten Rat bilden, daneben Galaktotrophousa, stillende Muttergottes.
    –  Bild von Wiener Michaelerkirche Gnadenbild Maria Candia um 1540 (seit 1672 in der Michaelerkirche, aus Candia (Herakleion/Kreta) 1669
    –  Bild aus St. Peter Abteivorraum zum Gobelinzimmer
    –  Salzburg St. Michael um 1770 nach Typus Hodegetria
    –  Haag, Niederösterreich – Typus der Gottesmutter von Wladimir
  • Thronende Mutter Gottes Statuen
    Hinweis auf Dogmengeschichte seit 431! Thronende Muttergottes als wichtigstes Bildthema bis ins 13. Jh. in Parallele zum Pantokrator. Maria als Sitz der Weisheit, Erinnerung an Thron Salomos. Maria sitzt auf dem Thron, wird selbst zum Thron für ihren Sohn Jesus Christus.
    –  Serfauser Madonna, 11/12. Jh.
    –  Spital am Semmering, romanisch gotisches Gnadenbild
  • Schöne Madonnen
    Geändertes Stilempfinden seit der Hochgotik, der Mensch wird wichtig, Gefühle, Emotionen, Figuren treten miteinander in Beziehung, Blicke etc. Der internationale Stil um 1400 tut dazu ein Übriges, Anmut, Würde und Schönheit – war es in der Minne die hohe Frau, so wird Maria nun theologisch in Auslegung des Hoheliedes als schönste der Frauen besungen und dargestellt.
    – Altenmarkter Madonna vor 1393
    – Aigener Madonna aus dem Mühlkreis um 1410, Stift Schlägl
  • Das Leiden Mariens – die Pieta
    Um 1300 Entwicklung dieses Bildtypus, Vesperbild, Pieta, herausgelöst aus der Trauer unter dem Kreuz als mystisches Betrachtungsbild. Maria als Vorbild des Miterleidens, Ausbildung verschiedener Typen im Lauf der Geschichte mit Verbreitung bis in die Gegenwart.
    –  Altenmarkt im Pongau um 1400 Kunststein
    –  Scheffau St. Ulrich, spätgotisch 16. Jh.
    –  Rattenberg, Pfarrkirche St. Virgil um 1420
    –  spätere Beispiele: Admont: Pieta von Josef Stammei 1763
    –  Eisenstadt Dom: Bronzepieta nach Anton Hanak (1925/26 in Gips, gegossen 1959)
    –  Gosau Pfarrkirche, Farbglasfenster 2001 von Choi Yong Shim aus Korea (Christus am Kreuz, Dreifaltigkeit und Pieta unten)
  • Mittelalterliche Gnadenbilder
    Ab 14/15. Jh. Entstehung vieler marianischer Wallfahrtsorte (bei uns Großgmain, Dürrnberg, Mariapfarr etc…) Menschen spüren: Eine höhere Kraft ist mir beigestanden, Himmel und Erde berühren sich an solchen Plätzen – Statuen der Muttergottes mit dem menschgewordenen Gottessohn passen exakt, auch Pieta des Leidens (wie später Maria Luggau z.B.). Zentren der Frömmigkeit entstehen, freilich mit Auswüchsen, in der Barockzeit Wiederbelebung, Maria als Typus des glaubenden Menschen, sie wurde neben der Eucharistie zum Symbol für die Besonderheiten des erneuert Katholischen. (Prozentuell die meisten sind Statuen, kaum anfangs Bilder wie in der Ostkirche!)
    –  Maria Kirchental: Jesuskind mit Distelfink, 15. Jh.
    –  Frauenberg bei Admont um 1420/30
  • Die Mondsichelmadonna
    Fußend auf Offb 12, Frau auf dem Mond, mit 12 Sternen auf ihrem Haupt, bekleidet mit Sonne. Auslegung zunächst auf Kirche, seit 12. Jh. auf Maria übertragen, gegen Ende 14, Jh, neuer Bildtypus, pulchra ut luna, electa ut sol. Mondsichel als marianisches Symbol, Zeichen der Reinheit und Schönheit. Manchmal hat Mond Gesicht, auch Türkengesicht; seit ausgehendem 15. Jh. Türkenmadonna mit anderer Stoßrichtung im Sinne einer Maria vom Siege.
    –  Kitzbühel, Katharinenkirche um 1470
    –  Stuhlfelden, spätgotische Madonna um 148
  • Immaculata
    Glaubensgeheimnis seit der Frühzeit mit Parallelen zur apokalyptischen Frau: Maria auf Kugel, mit Fuß auf Mondsichel und Kopf der Schlange, 12 Sterne auf Haupt, vgl. Gen 3,15: Protoevangelium: Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse. Seit den Vätern auf Christus, nun auf Maria umgedeutet. Paradiesesschlange und apokal. Drache fallen zusammen. Bildtypus von Spanien ausgehend (El Greco, Murillo, la purissima)
    –  Admont Stiftskirche: Martin Altomonte, Immaculata von 1726
    –  Salzburg Gnigl: Maria Immaculata zugleich Wessobrunner Bild von 1735 ca.
    –  Schwarzach: Altarblatt von Wolfram Köberl 1972, Pfarrkirche mit Benedikt und Vinzenz von Paul
  • Die Himmelfahrt Mariens, heute Aufnahme Mariens in den Himmel
    Zweites wichtiges Thema barocker Marienbildkunst, ausgehend von Tizians Assunta von S. Maria Gloriosa die Frari (1516-18), löst den ma. und orth. Marientod als Bildthema der Aufnahme Mariens in den Himmel zunehmend ab.
    –  Obereching, Maria Himmelfahrt 18. Jh. Emporenbrüstung 1692
  • Maria vom Sieg
    Beliebtes Thema im Zeitalter der Gegenreformation und kath. Reform als Variante der Immaculata: Maria auf Weltkugel, mit Jesuskind, Kreuzstab, der die Schlange tötet; barockes Pathos und Dramatik, spielerische Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse – Ausdruck der Aussichtslosigkeit und Endgültigkeit der Niederlage des Bösen! (Ignaz Günther, Weyarn 1760!)
    –  Eisenstadt, Dom Maria vom Sieg von Stephan Dorfmeister 1777.
  • Barocke Gnadenbilder
    Neubelebung mittelalterlicher Praxis an alten und neuen Orten, flankiert durch zahlreiche Bruderschaften, Wallfahrten, Bittgängen etc.
    –  Kitzbühel, Kopie von Mariahilf aus Innsbruck, Kopie nach Lukas Cranach von ca. 1630, Original gemalt von Lucas Cranach d.Ä. nach 1537
    –  Böckstein, Maria vom guten Rat von Rosa Elagenauer 1765/66, Vorbild in Gennazano bei Rom, wundersam übertragen 1467 von Skutari, Albanien
    –  Absam: Gnadenbild von 1797 auf Fensterglas nach Vision Rosina Puechers.
  • Maria von der wundertätigen Medaille und Lourdesmadonna
    Unsere liebe Frau von der wundertätigen Medaille entstanden als Bild 1832 nach der Vision von 1830 von Katharina Laboure – Typus Immaculata. Lourdesmadonna, nach Visionen von Bernadette Soubirous 1858 entworfen von Prof. Joseph-EIugues Fabisch (1812-1886) aus Lyon 1864. In Salzburg größte Lourdeskapelle in Forstau 1892/93
    –  Wals : Maria von der wundertätigen Medaille, Sebastian Stief 1856
    –  Uttendorf, Lourdesgrotte
  • Marienbilder des 20. und 21. Jahrhunderts
    Verschiedenste Zugänge von Künstlern zum Thema Maria
    –  Morzg, Anton Faistauer, 1922/23 Verkündigung
    –  Neukirchen am Gr.: Maria Himmelfahrt von Wolfram Köberl 1955
    –  Lungötz, Farbglasfenster von Albert Birkle 1965 Maria Königin des Himmels
    –  Anif, Muttergottes von Jakob Adlhart 1969
    –  Graz Straßgang, Schlosskirche St. Martin, Bronzegruppe, Alexander Silveri 1976 (vgl. St. Andräkirche Sbg.)
    –  Tragwein Oberösterreich, Pfarrkirche Schutzmantelmadonna, Keramik von Jakob Kopp 1981.
    –  Hopfgarten, Marienkapelle von Frau Soja Litwinowa in Enkaustiktechnik 1995.
    –  Graz, evangelische Friedhofskapelle (2002), Maria und Johannes unter dem Kreuz
    –  Absam, Bildtafeln zur Heilsgschichte im Kirchhof von Jutta Katharina Kiechl 2010
    –  Wattens, Einzelszene aus dem neuen Magnificatweg 2008