[2017-04-23]

500 Jahre Reformation – ein Anlass zur Feier?

Da das Reformationsgedenken zum ersten Mal in ökumenischer Dimension geschieht, bringen wir jeweils auch eine kurze Stellungnahme aus evangelischer und römisch-katholischer Sicht:

Mag. Matthias Hohla, Erzdiözese Salzburg
Mag. Matthias Hohla, Erzdiözese Salzburg

Am 31. Oktober 2016 feierte Papst Franziskus zur Eröffnung des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes und weiteren Liturgen eine ökumenische Gedenkfeier im schwedischen Lund. Dieser Gottesdienst bietet den Gläubigen beider Kirchen die Möglichkeit, im Dank und im Bekenntnis ihrer sich gegenseitig zugefügten Verletzungen in die Geschichte zurückzublicken. Die Texte der Liturgie verpflichten jedoch auch die Mitfeiernden den ökumenischen Weg im Zeugnis für Christus gemeinsam weiter zu gehen. Aber feiern wir 2017 nicht den traurigen Beginn einer Kirchenspaltung? Kardinal Kurt Koch, der Ökumeneverantwortliche des Papstes spricht in diesem Zusammenhang eher von einem Reformationsgedenken, oder der Feier eines Christusfestes zu diesem Anlass. Zwischen den Reformanliegen Luthers und den Erneuerungsbestrebungen der Väter des 2. Vatikanischen Konzils (Laienkelch, allgemeines Priestertum, Bedeutung der Hl. Schrift) können durchaus Verbindungslinien gezogen werden. 

Mag. Matthias Hohla, Erzdiözese Salzburg

Mag. Peter Pröglhöf, Fachinspektor für Evangelische Religion
Mag. Peter Pröglhöf, Fachinspektor für Evangelische Religion

So ist es auch den evangelischen Kirchen in Österreich wichtig, aus dem Jahr 2017 kein „Jubiläum für Martin Luther“ zu machen. Es war ja das Anliegen der Reformatoren, Christus zu bezeugen und die Kirche in der Ausrichtung allein auf Christus zu erneuern. Diese Ausrichtung auf Christus soll auch das Ziel des Jubiläums sein und die können und wollen wir nur gemeinsam mit den Kirchen der Ökumene anstreben. Gerade die evangelischen Kirchen werden deutlich machen müssen, warum die Reformation als eine Befreiungsbewegung des 16. Jahrhunderts auch den Menschen im 21. Jahrhundert noch etwas zu sagen hat: z.B. wie Christen und Christinnen auf Grund ihres Glaubens an einen befreienden Gott frei davon sind, sich – und Gott! – beweisen zu müssen, dass sie durch das Einhalten von moralischen Grundsätzen, religiös oder gesellschaftlich definierten Regeln gute Menschen sind. Oder wie der Glaube an einen Gott, der mich bedingungslos annimmt, zu einem neuen Verhältnis zu Mitmenschen und Mitwelt führt. Das wären Ziele für mehr als 1 Jubiläumsjahr …

Mag. Peter Pröglhöf, Fachinspektor für Evangelische Religion