[22.11.2024]
Liebe Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde!
Das Kirchenjahr geht zu Ende! Bevor der Advent beginnt und wir uns auf das Weihnachtsfest, die Geburt von Jesus Christus vorbereiten, gedenken wir der Menschen, die im vergangenen Jahr verstorben sind. Deshalb trägt dieser Sonntag den Namen Toten- oder Ewigkeits-Sonntag. Denn wir hoffen und vertrauen darauf, dass sie nicht nur in unseren Erinnerungen, in unserem Herzen weiterleben, sondern auch bei Gott, in seiner Ewigkeit. Jesus hat uns aber auch auf Gottes Gegenwart schon im Hier und Jetzt aufmerksam gemacht – seine Nähe, Liebe und sein Segen will immer wieder unter uns aufblitzen. Dafür aufmerksam zu werden, zu sein und zu bleiben, dazu fordert uns ein biblisches Wort aus dem Lukasevangelium auf (Lukas 12,35): „Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.“
Der nachstehende Sonntagsgruß bedenkt das Psalmwort für diesen Sonntag: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12) Im Blick auf den Umgang mit Tod und dem Verlust lieber Mensch, finden wir dieses Wort von Martin Luther sehr hilfreich: „Die Wege Gottes sind wie ein hebräisches Buch, das man nur von hinten lesen kann.“
Wir wünschen euch viel Trost und Kraft, die Erfahrung von Gottes Nähe und Segen, besonders in schwierigen Zeiten!
Herzliche Grüße,
Eure Pfarrer Peter und Jens-Daniel
Sonntagsgruß zum letzten Sonntag im Kirchenjahr
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde unserer Halleiner Pfarrgemeinde!
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12) – das ist Leitwort für diesen Toten- oder Ewigkeits-Sonntag. Kann ich diese gut gemeinte Aufforderung hören und an mich heranlassen? Ich kümmere mich doch vor allem um mein Leben im Hier und Jetzt. Ich will glücklich und zufrieden sein und mir nicht darüber Gedanken machen, dass mein Leben auf dieser Erde begrenzt ist. Gern schiebe ich den Tod weit weg – auch im Hinblick auf die Menschen, mit denen ich zusammenlebe.
Doch dann bricht er mitten in mein Leben, meinen Alltag ein! Natürlich wusste ich, dass mein Papa mit 90 schon ein sehr hohes Alter erreicht hat, ich hörte, dass es für ihn genug war mit dem Leben, habe mich auch von ihm verabschiedet – und doch kämpfe ich nun mit seinem Tod, fehlt er mir und ich bin traurig. Andere Menschen wie mein Pfarrerkollege sterben ohne jegliche Vorankündigung, werden mitten aus dem Berufsleben herausgerissen – noch viel einschneidender für die Familie. Und erst recht, wenn das Kind vor seinen Eltern stirbt, egal ob als Kind oder als erwachsener Mensch, die Reihenfolge scheint verkehrt.
Mir macht der Tod keine Angst – auch weil ich vertraue, dass ich dann zu Gott zurückkehre, bei ihm geborgen bin. Und ich will mir auch keinen Druck machen lassen, was ich in meinem begrenzten Leben noch alles erreichen will oder muss. Ich will versuchen, sehr bewusst – und dankbar – im Jetzt zu leben, mit Freude meine Arbeit tun, aber mir auch Gutes gönnen, Auszeiten und Freizeit genießen. Ich möchte die Beziehungen zu mir wichtigen Menschen pflegen – und mir für sie, aber auch für mich selbst Zeit nehmen.
Klug-Sein bedeutet für mich: für mich selbst zu sorgen und für andere da zu sein. Wichtiges nicht auf später zu verschieben. Sicher ist es gut, manches im Blick auf meinen Tod schon zu überlegen oder zu regeln, aber dieses Voraus-Sorgen soll nicht alles im Jetzt bestimmen. Klug-Sein verstehe ich im Sinne Gottes auch so, dass Lebensfreude und Zufriedenheit ganz entscheidend dafür sind, dass ich glücklich lebe. Sicherlich tragen Gesundheit und die Beziehung zu lieben Menschen viel dazu bei, aber eben auch, dass ich mich von Gott getragen weiß.
Denn: Das Entscheidende im Leben kann ich mir nicht selbst schaffen oder gar verdienen, sondern ich bekomme es geschenkt. Ich glaube zutiefst, dass Gott mir und jedem Menschen viel Gutes mit auf den Weg gegeben hat, zum Glück jedem und jeder etwas anderes. So sagt es mir mein Taufspruch zu, der auch im Psalm 90 (Vers 14) steht: „Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.“
Ich wünsche euch dieses Vertrauen auf Gottes Gnade, die euch klug und dankbar machen möge!
Euer Pfarrer Peter Gabriel