[10.09.2024]
Ich habe dieses Mal sehr lange über das Thema „Dankbarkeit“ nachgedacht. Man kann für so vieles dankbar sein. Für ein Geschenk, für die Liebe, für seine Eltern, für die beste Freundin oder den besten Freund, für Gesundheit usw.
Aber dann ist mir eine Geschichte eingefallen, bei der ich total dankbar für Gott war, und die möchte ich Euch heute gerne erzählen. Damit Ihr wissen dürft, dass Gott immer bei Euch ist und Euch auf unscheinbaren Wegen immer begleitet.
Vor einigen Jahren hat mein Bruder in Spanien gearbeitet. Ich hatte ihn lange nicht gesehen und wollte ihn unbedingt besuchen. Also packte ich meine 7 Sachen und kaufte mir ein Zugticket. Das war aber gar nicht so einfach! – Denn zu dieser Zeit gab es noch keinen Euro und ich sollte erst später erfahren, wie „hart“ das war! Ich kaufte mir ein Jugendticket, mit dem man über ganz Europa fahren kann, damals waren das ca. 3.500 Schilling, viel für damals, heute entspricht das einem Wert von gerade mal 255 €. Ich stieg also in den Zug ein und weg war ich! Aber das Problem war, dass man früher eine Sitzplatzreservierung gebraucht hat, um sich auf einen Sitz zu setzen. Dazu kam der Schaffner und man zahlte ihm etwas Geld. In Deutschland ging das noch, weil ich ihn mit Schilling bezahlte, aber in Frankreich musste ich außerhalb des Abteils am Boden sitzen, weil ich keine Franc hatte und auch keine Zeit mehr, irgendetwas in fremde Währungen zu wechseln.
In Paris angekommen, wusste ich nicht, dass ich den Bahnhof wechseln musste, um zu meinem nächsten Zug zu gelangen. Aber ich hatte kein Geld und die Wechselstuben waren schon geschlossen. Irgendwann erbarmte sich eine Frau, die sah, wie verzweifelt ich war, und schenkte mir eine U-Bahn-Karte. Aber als ich am richtigen Bahnhof stand, war mein Zug schon lange weg. Ich erkundigte mich in der Bahnhofshalle an der Anzeigentafel und sah, dass der nächste Zug von einem anderen Bahnhof nach Spanien geht.Was sollte ich aber bis dahin machen? Da traf ich einen jungen Mann, der mit mir zu reden begann. Er lud mich auf einen Kaffee ein und fand schließlich eine Lösung für mich. Ich musste aber dazu auf dem Bahnhof mitten unter Obdachlosen schlafen. Einer von den Männern, die dort tagtäglich übernachteten, kannte den jungen Mann (er war Bäcker und brachte den Leuten öfter Brot vorbei, das übrig blieb) neben mir und versprach auf mich aufzupassen, dass mir nichts passiert. Ich gab ihm als Bezahlung ein paar Schachteln Zigaretten, über die er sich sehr freute. Am nächsten Tag konnte ich endlich meine Schilling wechseln und fuhr schließlich mit dem Zug nach Spanien. Ein junger Mann im Zug sprach dann schließlich mit der Schaffnerin und ich durfte mich neben ihn setzen, ohne dass ich etwas bezahlen musste. Später stellte es sich heraus, dass er einer der Spieler der französischen Nationalmannschaft war, er war sehr nett, legte seine Jacke auf seinen Schoß und sagte: „Leg dich hin, du siehst so erschöpft aus! Schlaf etwas, bis Lyon bin ich eh im Zug!“ In Spanien angekommen hatte ich natürlich wieder keine Pesos, aber es war nicht mehr so weit und nur ein Regionalzug, also brauchte ich nichts zu zahlen. Bei meinem Bruder ging es auch turbulent weiter, aber das ist eine andere Geschichte.
Was ich euch damit sagen möchte: Ich habe in diesen 48 Stunden geweint, gebetet und gehofft, und Gott hat das alles gehört und mich unter seine Fittiche genommen! Wie, fragt ihr? Ganz einfach, durch andere Menschen, die er dazu bewegt hat, mir zu helfen. Da waren die Schaffnerinnen, die mir erlaubten einen Platz ohne Bezahlung einzunehmen, die Frau mit dem U-Bahn-Ticket, Jean, der Bäcker, der mir half, dass ich sicher auf dem Bahnhof L’Est übernachten konnte, und schließlich Thierry Herny, der mich auf seinem Schoß schlafen ließ und mit mir sehr viel bis Lyon redete. Alle diese Menschen wurden von Gott beauftragt, durch ihre Herzen mich zu beschützen und für mich da zu sein. Gibt es was Schöneres? Gibt es einen schöneren Liebesbeweis?
Wahrscheinlich nicht. Gott hat mir in der Zeit gezeigt: Ich liebe dich, ich bin da für dich, du hast dich mir anvertraut und ich habe dir geholfen, wo es mir möglich war, weil du mir vertraut hast. Auch später habe ich das immer wieder erfahren dürfen, darum bin ich vermutlich wie ich bin. Darum liebe ich Gott und vertraue ihm auf allen meinen Wegen, weil er immer da ist, wenn er sieht, dass es jetzt echt wichtig ist! Und dafür bin ich ihm sehr dankbar. – Danke, Gott! Vertraut euch ihm ruhig an, er weiß den Weg, er hilft, wir selbst müssen es nur zulassen und anfangen auch Ihm bedingungslos zu vertrauen!
Ich wünsche Euch allen einen guten Schulstart und einen wunderbaren Herbst!
Eure Yvonne