Ein halbes Jahrhundert unter einem gesegneten Dach

[2019-09-09]

Dr. Peter Gabriel (Pfarrer)
Dr. Peter Gabriel (Pfarrer)

Kirchengeburtstag – das ist im evangelischen Österreich ein eher unübliches Fest. Aus meiner norddeutschen Heimat kenne ich jährliche „Kirchweihfeste“ meiner Tauf- und Konfirmationskirche, die im selben Jahr wie ich„geboren“ wurde…

Heuer feiern wir einen runden, den 50. Geburtstag unserer evangelischen Schaitbergerkirche – benannt nach dem evangelischen Dürrnberger Bergknappen Joseph Schaitberger (eine Kirche dieses Namens gibt es wohl nur in Hallein). Am 18. Oktober 1969 wurde sie zusammen mit der Amtseinführung des neuen Pfarrers, Wolfgang Del-Negro, in Dienst genommen.

Die Kirche des Architekten Jakob Adlhart „ist ein schmuckloser kubischer Baumit hohem Kirchturm und quadratischem Grundriss“, lese ich in Wikipedia… Für mich war unsere Kirche ein entscheidender Grund, mich auf die Halleiner Pfarrstelle zu bewerben. Mich fasziniert nach wie vor die Kombination aus Schlichtheit und Wärme, die diese Kirche ausstrahlt, die Geborgenheit, die sie vermittelt. Ich schätze sehr die Anordnung der Bankreihen in U-Form, so dass die feiernde Gemeinde sich sieht, ja wirklich miteinander feiert. Und ich finde die Anordnung von Taufbecken, Altartisch und Kanzel ausgesprochen gelungen.Im Zentrum des Raumes finden alle wichtigen Lebensereignisse eines Christen, einer Christin statt: von Taufe über Konfirmation, Trauung bis zur Trauerfeier. Das entspricht der Definition des Augsburger Bekenntnisses (Art. 7):


Eine Kirche ist „die Versammlung aller Gläubigen (…), bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden.“

Aber wie halten es Evangelische überhaupt mit ihren Kirchbauten?

Auf unserer heurigen Bildungsreise waren wir auch in der ersten als solcher 1544 erbauten evangelischen Kirche, in der Schlosskirche in Torgau. Bei ihrer Eröffnung am 5. Oktober 1544 predigte Martin Luther u.a. folgendes: „Meine lieben Freunde, wir wollen jetzt dieses neue Haus einsegnen und unserem Herrn Jesus Christus weihen. Das gebührt nicht mir allein, sondern ihr sollt auch zugleich mit angreifen, auf dass dieses neue Haus dahin gerichtet werde, dass nichts anderes darin geschehe, als dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir umgekehrt mit ihm reden durch unser Gebet und Lobgesang.“ Luther macht damit klar, was im Haus Gottes, in einer Kirche geschehen soll: Gott redet mit uns und wir reden mit Gott, also ein Ort der Kommunikation zwischen Gott und Mensch, ein Versammlungsort der Gemeinschaft der Gläubigen. Für sie ist die Kirche ein wichtiger Ort, aber es ist kein heiliger Ort in dem Sinn, als wäre er von sich aus heilig. Er gewinnt seine Bedeutung aus dem, was in ihm geschieht. Denn so fährt Luther fort: „Kann es nicht unter einem Dach oder in einer Kirche geschehen, so geschehe es auf einem freien Platz unter dem Himmel, oder wo Raum dazu ist, aber doch so, dass es eine ordentliche, allgemeine, öffentliche Versammlung sei.“ Deshalb gibt es bei uns Evangelischen auch keine rituelle Weihehandlung für einen Kirchbau, etwa durch einen Bischof.

So stecken die folgenden Erzählungen dieses Gemeindebriefes voller Erfahrung von Menschen in und mit unserer Schaitbergerkirche: In ihnen spiegelt sich die Bedeutung dieses Raumes.

Geburtstag heißt ja auch: sich zurück erinnern an vor allem schöne Momente,an gelingendes Leben, an glückliche Stunden – ja an Gottes Wirken und Segen im Leben. Das wollen wir mit diesem Heft und im Geburtstagmonat Oktober tun – im Blick auf unsere Kirche und im Blick auf die vielen Menschen, denen unsere Kirche ein Stück Heimat geworden ist.

Deshalb: Feiert mit uns den Kirchengeburtstag am 29. September, lauscht den Worten unseres ehemaligen Pfarrers am 15. Oktober.

Möge Gottes Segen weiterhin diese Kirche, unsere Gemeinde begleiten und vor allem alle Menschen, die hier ein- und ausgehen, getauft, konfirmiert, getraut u. betrauert werden! Das wünscht uns,

Euer Peter Gabriel (Pfarrer)