Starke Volksfrömmigkeit

[2019-04-02]

PA Reichenfelser
Pfarrer Röck

Einen für Viele unbekannten Einblick in die Orthodoxe Kirche und hier insbesonders in die Marienverehrung in der Kirche bot der 4. Abend der Fastenaktion 2019 im Pfarrzentrum Rif. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Peter Röck und Pastoralassistentin Elisabeth Reichenfelser informierte Erzpriester Dr. Dumitru Vienzuianu mit viel Herzblut. Er bedankte sich auch herzlich für die Initiative der diesjährigen Fastenaktion.

Biblische Beweise für / über Maria

Die Marienverehrung ist in der orthodoxen Kirche ein sehr wichtiges Thema, wobei sich der Referent zuerst an einige Bibelstellen über Maria erinnert. Dabei wird nie nur von „Maria“ gesprochen, sondern immer der Zusammenhang mit einer Eigenschaft hergestellt (… die allheilige Muttergottes Maria, die Jungfrau Maria).

  • So kann im Protoevangelium (erste frohe Botschaft) unter Genesis 3,15 nachgelesen werden: „Der Herr sprach zur Schlange. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen dein Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Sie wird dich an Kopf treffen und du triffst sie an die Ferse„. Die „Frau“ wird hier prophetisch als Muttergottes interpretiert als „Schlangenzertreterin“ durch Jesus Christus, als Sieger über das Böse. Diesen Ausdruck hat übrigens auch Martin Luther verwendet. Die Sünde wird nicht ewig bleiben, diese wird durch die Mutter Gottes auf immer zerstört.
  • In Jesaja steht im Kapitel 7,14 über Maria: „Darum wird euch der Herr von Sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird Ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben„. Darin sieht der Referent die schönste Bibelstelle für die Ankündigung der Geburt Jesu.
  • Und auch im Lukasevangelium finden sich Schriftstellen über die Gottesmutter und zwar in der Stelle mit Erzengel Gabriel bei der Marienverkündigung „Gegrüßt seist du. Du bist voll der Gnade; der Herr ist mit dir; du bist gesegnet unter den Frauen“ (Lukas 1:28). Und weiter sprach der Engel: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden bei Gott. Siehe, du wirst in deinem Schoß empfangen und einen Sohn gebären und Ihm den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und der Sohn des Allerhöchsten heißen“ (Lukas 1:30-32). Ausschnitte aus dieser Bibelstelle finden sich auch im Rosenkranzgebet.
  • Weitere Hinweise über Maria finden sich in der Erzählung über die Hochzeit zu Kana und bei der Kreuzigungssituation.

Die liturgische Dimension der Hochverehrung der Muttergottes

Erzpriester Dr. Dumitru Vienzuianu (Foto: Helmut Meisl)
  • Die Verehrung  der Mutter Gottes Maria, als „immerwährende Jungfrau“, als lebendiges Abbild und Mutter der Kirche, Mutter des Lebens, hat in der Orthodoxen Kirche (hauptsächlich) eine liturgische Dimension, eng verbunden mit der Volksfrömmigkeit.
  • Es gibt keinen einzigen Gottesdienst, wo die Muttergottes nicht erwähnt wird. Die Heilige Liturgie (Hl. Messe) als Kern aller Gottesdienste beinhaltet „die liturgische Seligpreisung Mariens an der zentralen Stelle der Hl. Eucharistie“, ganz im Mittelpunkt der Messe.
  • Die Marienverehrung ist ein wichtiger Bestandteil des orthodoxen Christentums. Dabei ist zu bemerken, dass Maria in der Orthodoxie, vor allem in der Liturgie, in der Verehrung als Gottesmutter, große Bedeutung beigemessen wird. Zahlreiche Marienfeste im kirchlichen Festkreis unterstreichen dies.
  • Die Feste der Muttergottes sind besondere Anlässe, wo die Marienverehrung zum Ausdruck kommt: Mariä Geburt, Mariä Einführung in den Tempel, Mariä Verkündigung, Mariä Entschlafung (Marienhimmelfahrt). Im liturgischen Kirchenjahr gibt es einige hundert Feste zur Verehrung der wundertätigen Muttergottes-Ikonen mit eigenen Gottesdiensten. Auch Weihnachten gilt bei den Orthodoxen als großes Marienfest. „Heute ist der Anfang unserer Erlösung und die Offenbarung des Geheimnisses von Ewigkeit her. Gottes Sohn wird als Sohn der Jungfrau geboren, und Gabriel bringt die frohe Botschaft der Gnade. Deshalb rufen auch wir mit ihm der Gottesgebärerin Dich, Du Gnadenerfüllte, der Herr ist mit Dir!“ (Troparion des Festes Marienverkündigung).
  • Der Marienverehrung im Gottesdienste dienen weiters „7 Lobe“. Überall ist mindestens ein Lied oder Gebet der Muttergottes gewidmet.
  • Im Orthros (Matutinum) „Die Gottesgebärerin und Mutter des Lichtes“ besingen und erheben wir in Hymnen die Gottesmutter.