Gute Gedanken in der Karwoche

[2020-04-06]

Liebe Mitglieder unserer Halleiner Pfarrgemeinde! Ihr Lieben!

Am Anfang der Karwoche möchte ich mit euch den Wochenpsalm 69 bedenken:

 „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott. Ich aber bete, HERR, zu dir zur Zeit der Gnade; Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. Er-rette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke, dass ich errettet werde… aus den tiefen Wassern. Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn mir ist angst; erhöre mich eilends. Gott, deine Hilfe schütze mich! Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und will ihn hoch ehren mit Dank. Denn der HERR hört die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht. Es lobe ihn Himmel und Erde, die Meere und alles, was sich darin regt.“ (Psalm 69 in Auswahl)

Der Psalmbeter spricht mir aus der Seele! In der der 4. Corona-Woche reicht es langsam. Statt Lockerungen werden die Bestimmungen noch verschärft. Ja, ich muss noch aus-harren – und das fällt mir verdammt schwer. Gerade deshalb will ich nicht nachlassen, zu Gott zu beten, ihn um Hilfe zu bitten. Ich will vertrauen: Gott hört mich und hilft mir! Und ich weiß: Beten verändert, vor allem mich selber! Beten lässt mich die Situation von einer anderen Seite sehen, eröffnet mir neue Perspektiven.

Solch eine neue Sichtweise des „geschehen lassen“ bietet auch die kleine Geschichte, die ich in meinem Fastenbegleiter von „andere Zeiten“ gefunden habe – sie stammt von Oliver Spiess und trägt die Überschrift „Gehen lassen“: „Und jetzt kommt das Wichtigste!“, sagte meine Großmutter beim Backen früher oder später. Meistens kamen diese Worte, wenn sie aus der Schublade ein sauberes Geschirrtuch holte, es ein wenig anfeuchtete und dann über die große Rührschüssel mit dem Hefeteig legte. „Und jetzt kommt das Wichtigste!“ Und obwohl wir als Kinder längst wussten, was es war, schauten wir sie immer fragend an und sie sagte: „Nix! Gehen lassen!“ und wuchtete die Schüssel zur Seite. Ich kann mich noch genau erinnern, dass dieser Moment mich faszinierte: Wie konnte „Nix! Gehen lassen!“ das Wichtigste sein, wo der Teig bis jetzt so viel Arbeit gemacht hatte.

So möchte ich für die nächsten Tage, für die bevorstehenden Feiertage, die heuer so anders verlaufen werden, vor allem um Geduld und Gelassenheit bitten – wohl wissend, wie schwer es ist, geduldig zu sein. Hermann Hesse weiß darum und schreibt: „Geduld ist für den Geist das Schwerste. Es ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen.“

Und zur Geduld möge noch ein wenig Humor kommen, denn Geduld und Humor sind die Kamele, die uns durch die Wüste tragen.“

Verbunden im Glauben an einen mir nahen, mitfühlenden Gott grüße ich euch herzlich und befehle uns alle der Liebe und dem Segen unseres tröstenden Gottes an,

Euer Peter