Steh auf und iss!

[23.09.2021]

Gott gibt Elia in der Krise neue Kraft

Elia war eindeutig zu weit gegangen! Nach dem Wettstreit zwischen dem Gott Israels und Baal hatte er im Überschwang, in seinem religiösen Eifer eigenhändig die Propheten des Gegengottes Baal getötet (1.Kön. 18). Nun trachten ihm König Ahab und seine Frau Isebel nach dem Leben, Elia flieht, er ist verzweifelt und am Ende.

Im 1.Könige-Buch 19,4 heißt es: „Er aber ging in die Wüste eine Tagesreise weit und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele, ich bin nicht besser als meine Väter.“

Für mich steckt dahinter auch ein Schuldeingeständnis, Elia spürt, dass er nicht im Sinne seines Gottes gehandelt und sein Prophetenamt missbraucht hat. Er meint, sein Leben verwirkt zu haben – eine wirkliche Krise!

Doch Gott lässt ihn nicht allein, wendet sich ihm gerade in dieser schwierigen Zeit zu. Zweimal schickt Gott seinen Engel zu Elia, gibt ihm Brot zu Essen und Wasser zu trinken, damit er wieder zu Kräften kommt. Der Engel zeigt ihm auch, wie es weitergeht: Er soll sich auf den Weg zum Gottesberg Horeb machen, dort wird Gott ihm in neuer Weise begegnen, ihm zeigen, wie er, Gott, wirklich ist.

Das Bild von Beate Heinen aus dem Jahr 1960 zeigt auf berührende Weise Elia unter dem Ginsterbusch, völlig erschöpft und wehrlos schlafend. Der Engel beugt sich liebevoll zu ihm herab, berührt ihn sanft, die stärkende Nahrung steht schon bereit.

Mir macht diese Geschichte Mut! Auch wenn ich nicht mehr weiterweiß, mich in etwas verrannt habe, wenn ich schuldig geworden bin oder auch an Gott und meinem Glauben zweifle – mitten in meiner Krise ist Gott dennoch da. Er lässt mich nicht im Stich und zeigt mir eine neue Perspektive auf. Ich lerne ihn und mich selbst besser verstehen, es zeigt sich ein neuer Weg, der vielleicht ganz anders ausschaut, als ich es mir erwartet habe, und ich bekomme oft unverhofft neue Kraft.

Ich wünsche mir und euch immer wieder die Erfahrung des Elia, hoffe, dass ich Gottes Nähe und Fürsorge gerade in Krisenzeiten spüren kann.

Euer Pfarrer Peter Gabriel