Die evangelische Kirche ist so modern!?

[22.09.2025]

Pfarrer Peter Gabriel„Die evangelische Kirche ist so modern – das finde ich gut!“ – solche und ähnliche Sätze höre ich immer wieder. Doch so einfach stimmt das nicht. Natürlich geht eine Kirche immer auch mit der Zeit, in der sie lebt, nimmt die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die herrschenden Strömungen auf, versucht ihre Botschaft zeitgemäß zu verkündigen.

Doch wenn sie sich nur nach dem Zeitgeist ausrichtet, sozusagen „ihr Fähnlein nach dem Wind hängt“, ist sie verraten und verkauft bzw. kommt in Teufels Küche.

In der NS-Zeit wollten die Deutschen Christen ganz modern sein und haben mit dem herrschenden Regime auch in der Kirche den Arierparagraphen eingeführt, sogar getaufte Jüdinnen und Juden aus ihren Gemeinden ausgeschlossen und alles Jüdische aus dem kirchlichen Leben verbannt. Heute ist uns klar, dass das falsch war.

Wenn Kirche heute in Ungarn modern sein will, müsste sie die öffentliche Präsenz queerer Menschen im kirchlichen Leben einschränken. Oder in den USA die Bewahrung der Schöpfung an den Rand schieben, weil der Klimawandel ja nur fake ist…

Es braucht also ein anderes Kriterium, einen anderen Maßstab, an dem Kirche ihr Reden und Handeln ausrichtet. Für die evangelische Kirche ist dies allein das Wort Gottes, also auch nicht kirchliche Bräuche oder Traditionen.

Mit Wort Gottes meinen wir einerseits die Bibel, aber vor allem Jesus Christus als das Mensch gewordene Wort Gottes. Darum geht es Martin Luther mit seinem Grundprinzip „Was Christum treibet“.

Jesus Christus, in dem uns Gott begegnet, der uns Gott nahebringt, ja ihn verkörpert, soll und muss im Mittelpunkt unserer christlichen Verkündigung stehen. Wir sind beauftragt, Menschen Mut zu machen, sich und ihr Leben Jesus Christus anzuvertrauen – so wie er selbst im Johannesevangelium uns auffordert: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14,6).

Zugleich geht es darum, in dem was ich als Christ rede und tue, was wir als christliche Gemeinde und Kirche verlautbaren bzw. wie wir handeln am Maßstab von Jesus Christus auszurichten. „Was würde Jesus dazu sagen?“ – so hat das Martin Niemöller formuliert.

Auch das ist nicht einfach! Für viele Fragen und Probleme unserer Zeit gibt es kein direktes Jesuswort, sondern wir müssen das, was Jesus vor 2.000 Jahren gesagt, wie er gehandelt hat, auf unsere Zeit und Situation heute übertragen.

Dabei werden Menschen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen – sowohl innerhalb einer Kirche als auch zwischen verschiedenen christlichen Kirchen.

Bei der Aktualisierung der Botschaft Jesu für unsere Zeit kann ich nur immer wieder auf Gottes Geist hoffen, der mich richtig leitet. Und ich brauche die Gemeinschaft der Schwestern und Brüder, um gemeinsam zu beraten und auch darum zu ringen, was Jesu Botschaft für uns heute bedeutet.

Dabei können auch Fehler geschehen, es besteht die Gefahr, dass ich als Einzelner, ja dass wir als Kirche nicht Jesus gemäß reden oder handeln. Doch solange wir uns ernsthaft im Glauben bemühen, uns an ihm auszurichten, bin ich zuversichtlich. Vertrauen will ich auf Jesu Zusage: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ (Johannes 15,5)

Ich lade euch und uns alle ein, immer wieder darüber im Gespräch zu bleiben und darum zu ringen, wie christlicher Glaube heute sich ausdrücken soll, wie wir als christliche Gemeinde handeln können.

Ich freue mich auf das Gespräch und den Austausch mit euch!

Euer Pfarrer Peter

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