Gegen den Strom

[24.09.2025]

Wer (nicht nur sprichwörtlich) gegen den Strom schwimmt, hat es nicht leicht. Aber gerade darum brauchen wir diese Menschen ganz dringend, die das tun. Gegen den Strom schwimmen. Nicht das Erwartbare, das Gewohnte tun, sondern mit dem eigenen Handeln die Perspektive erweitern, in die Gegenrichtung blicken und dadurch auch andere dazu zwingen, den Blick zu verändern, die Dinge neu zu sehen.

Die Person Jesus ist aus meiner Sicht in vielerlei Hinsicht jemand, der uns mit seiner Lehre auffordert, den Blickwinkel zu wechseln, gegen den Strom zu schwimmen, nicht das zu tun, was alle tun.

Das beginnt schon bei einem seiner wohl bekanntesten Aussprüche, wenn er uns das Prinzip der Nächstenliebe näherbringt, indem er davon spricht, dass man auch die andere Wange hinhalten solle, wenn einen jemand auf die eine Wange schlägt. Das widerspricht allem, was wir eigentlich denken und empfinden und ist in seiner Radikalität wohl tatsächlich viel verlangt. Schade vielleicht, dass die weitere Erklärung, die Jesus dazu bringt, bei weitem nicht so bekannt ist: Er sagt nämlich auch, dass man, wenn einen jemand zwingt, eine Meile mit einem zu gehen, auch noch eine zweite mit ihm gehen solle. Mir scheint, das allzu provokante Gebot mit der Wange wird so ein wenig verständlicher. Begegne Gewalt nicht mit Widerstand und Gegengewalt, sondern wende dich dem anderen zu, suche das zu erkennen, was hinter der gewalttätigen Fassade steckt. Ghandi spricht in diesem Zusammenhang einmal vom Gesetz der Liebe, das wirkt, so wie das Gesetz der Schwerkraft wirkt. Man muss es nur konsequent anwenden.

Oder der wunderbare Ausspruch Jesu für all jene, die sich so leicht damit tun, andere zu kritisieren, abzuurteilen: Wie treffend und wachrüttelnd macht er uns klar, dass es der „Balken im eigenen Auge ist“ um den wir uns zuerst kümmern sollten, nicht der „Splitter im Auge des anderen“, den wir doch so gerne, oft und schnell sehen.

Auch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist so ein Beispiel für Jesu Fähigkeit, uns einen neuen, einen anderen Blick aufzuzwingen, uns mit dem auseinanderzusetzen, was wir gerne beiseiteschieben. Denn der Samariter, der in diesem Gleichnis das Vorbild ist, ist kein anerkannter, geachteter Mann. Nein, die Samariter waren damals von den Juden verachtet, man blickte auf sie herab, verstieg sich sogar zu dem Urteil, es seien Teufelsanbeter.

Und genau so jemanden stellt uns Jesus als Vorbild hin, während all die geachteten, anerkannten Menschen sich mit verschiedensten Ausreden vor dem Dienst am Mitmenschen davonstehlen.

Und auch sich selbst nimmt er dabei nicht aus. Das zeigt uns die Erzählung von der nichtjüdischen Frau, die ihn um Hilfe bittet, weil ihr Kind krank ist. Als er ihr zunächst erklärt, dass er nur zu den Juden gesandt sei, da lässt sie sich nicht zurückweisen. Dieser große und unerschütterliche Glaube beeindruckt Jesus und er ändert seine Meinung und hilft ihr.

Man könnte diese Erzählung natürlich dazu nutzen, Jesus zu kritisieren, seine Bedeutung in Frage zu stellen: Der große Lehrer der Menschen macht selbst Fehler? Wie glaubhaft ist er noch?

Man könnte aber auch sagen: Jesu Lehre wird erst dadurch glaubhaft, indem er zeigt, dass er selbst das tut, was er predigt: Die Blickrichtung ändern und gegen den Strom schwimmen, wenn der Strom einen in die falsche Richtung treibt.

Hartmut Schwaiger

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