[12.11.2025
Dass Antisemitismus auch in der Sprache beginne, darauf hat die evangelisch-lutherische Bischöfin Cornelia Richter im Gedenken an die Novemberpogrome von 1938 hingewiesen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden zahlreiche Juden bei Pogromen getötet oder verletzt, allein in Wien wurden 42 Synagogen und Bethäuser zerstört. 6.547 Wiener Juden wurden verhaftet, rund 4.000 von ihnen in das Konzentrationslager Dachau verschleppt.
„Den Anfang macht die Sprache, zuerst getuschelt, hinter vorgehaltener Hand. Dann immer lauter und dreister: ‚Man wird ja wohl noch sagen dürfen…‘“, warnt Richter, „bis sie dann Wahrnehmung und Denken lenkt und sich schleichend im Handeln einnistet“. Was am Ende steht, sei „(spätestens) mit der Pogromnacht 1938 sichtbar geworden. Hass und nackte Gewalt. Das darf nie wieder geschehen“, so die Bischöfin gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.
Richter erinnert an die Erklärung „Zeit zur Umkehr“, die die Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. 1998 verabschiedet hat. Darin wird die historische Mitschuld der Evangelischen Kirche an christlichem Antisemitismus und der Judenverfolgung während der NS-Zeit benannt. Die Evangelischen Kirchen verpflichten sich in der Erklärung, gegen Antisemitismus und Antijudaismus entschieden aufzutreten, die eigenen jüdischen Wurzeln im Christentum zu bedenken und verstärkt den Dialog mit Jüdinnen und Juden zu suchen.
„Als Evangelische Kirche A.B. in Österreich stehen wir auch weiterhin an der Seite unserer jüdischen Geschwister, mit denen wir hier in Österreich das Leben teilen“, hält Bischöfin Richter fest, „heute, morgen und in aller Zukunft. Es ist unser unverbrüchlicher Auftrag als Christinnen und Christen, uns für das friedliche Miteinander der Menschen einzusetzen: Wer immer sie sind, wo immer sie leben.“
Quelle: Evangelischer Pressedienst Österreich, Wien