Sonntagsgruß für 22.03.2020

[2020-03-20]

Sonntag Lätare = Freuet euch!

Liebe Mitglieder unserer Halleiner Pfarrgemeinde! Ihr Lieben!

Herzlich grüße ich euch zum Sonntag Lätare, d.h. übersetzt „Freuet euch“!

Dieser Sonntag markiert die Mitte auf dem Weg durch die Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostern – die Hälfte des Weges ist also geschafft. Ob das auch im Hinblick auf die Corona-Krise zutrifft, wage ich nicht vorherzusagen. Für uns alle ist das eine beunruhigende Zeit mit vielen Ungewissheiten und Ängsten, aber auch eine Zeit der Chance, der Veränderung, biblisch gesprochen der Umkehr, nämlich unseren Lebensstil zu überdenken.

Wir erleben heuer eine ganz besondere Fastenzeit: das normale, alltägliche Leben steht weitgehend still, auf den Straßen herrscht kaum Verkehr, Schulen und viele Betriebe sowie Geschäfte sind geschlossen. Das ist ungewohnt – und passt doch zugleich genau in diese Zeit.
Dabei geht es ja für uns Evangelische in diesen Wochen vor Ostern nicht vor allem um das Fasten, das Verzichten, sondern um das Einstellen auf das Leiden Jesu Christi, das Bedenken seines Sterbens.

Damit kommt auch das millionenfache Leiden von Menschen auf dieser Welt in den Blick: der Kranken bei uns, nicht nur die an Corona erkrankten, der Verstorbenen und der Trauernden, die noch nicht wissen, wann die Trauerfeier stattfinden kann. Der Menschen, die um ihren Job fürchten oder um die Existenz ihres Geschäftes bangen. Aber auch der Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland und anderswo auf der Welt, der Menschen weltweit auf der Flucht, in Kriegsgebieten oder da, wo Hunger und Elend herrscht.

Im biblischen Wort für die neue Woche sagt Jesus mit einem Bild aus der Natur seinen Tod voraus:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12,24)
Was in Garten und auf dem Feld ganz logisch ist, gilt auch für unser sonstiges Leben: Erst wenn das Korn in der Erde sich verwandelt, seine bisherige Existenz aufgibt, ja „stirbt“, kann Neues wachsen – wir erleben das gerade in diesen Frühlingstagen… Jesus prophezeit damit, dass sein Tod, den wir am Karfreitag begehen, nicht das Ende ist, sondern gerade der Beginn neuen Lebens, dass erst durch sein Sterben am Kreuz sich zeigt, wer und wie Gott ist, wie er mit uns Verbindung steht und uns Leben schenken will.

Ich hoffe, dass wir auch erleben dürfen, wie die Corona-Krise unser Leben positiv verändern wird, z.B. mit weniger Aktivismus und Stress, weniger Mobilität, dafür aber intensiveren Kontakten. Mit einer Wirtschaft, die sich wieder stärker regionalisiert und auf Vorräte vor Ort setzt.
Eine frohe, freudige, ja tröstliche Botschaft hält auch der Predigttext für diesen Sonntag für uns bereit. Es sind Worte aus dem Propheten Jesaja, dem sogenannten dritten Jesaja, der den Menschen, die aus dem Exil nach Jerusalem zurück gekehrt sind, Mut machen will.

Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.“ (Jesaja 66,10-14)

Mich beeindruckt vor allem das ungewöhnliche Bild von Gott in diesen Worten! Gott wie eine tröstende Mutter, ja eine Mutter, die mit ihrer Muttermilch ihre Kinder nährt. Beim Stillen geht es ja nicht nur um Nahrungsaufnahme, sondern auch um das Spüren der Nähe der Mama. Das Baby ist fast so intensiv mit ihr wie im Mutterleib verbunden, spürt die Wärme und weiß sich in den haltenden Armen der Mutter getragen und behütet – vor allem Ungemach dieser Welt. Trost bedeutet dabei nicht, dass meine Schmerzen weg sind, aber dass ich in meiner Not nicht allein bin. So dürfen also wir uns an Gott anschmiegen, uns in seine Arme werfen und an seiner Brust saugen! So eine Beziehung voller Vertrauen bietet uns Gott an!

So nah, so zärtlich wie eine stillende Mama kümmert sich Gott um uns und ist für uns da! Was für ein Trost, was für eine gute Botschaft gerade in diesen Tagen! Mit Gesten, Berührung und Worten wendet sich Gott mir zu, er ist mir treu, gibt mir Halt, Mut und Zuversicht. So verstehe ich das Trösten Gottes. Im Johannes-Evangelium (Joh. 14,16) wird der Heilige Geist als der Tröster bezeichnet und Paulus (2.Kor. 1,3) spricht vom „Gott allen Trostes“.

So lade ich euch in diesen Tagen ganz besonders ein: Lest in der Bibel, im Wort Gottes! Sprecht mit den Menschen, mit denen ihr zusammenlebt, oder per Telefon, WhatsApp oder Email über das, was Gott uns sagen will. Haltet euch fest an Jesus Christus, dem einen, Mensch gewordenen Wort Gottes! Vertraut, dass Gott in seinem Heiligen Geist euch nahe ist. Betet und lasst uns im Gebet verbunden bleiben!

Wenn ihr Fragen oder Anliegen habt – wendet euch gerne telefonisch oder per Mail an mich! Ich bin für euch da!

Ich grüße euch herzlich und wünsche euch ganz viel Segen Gottes,

Euer Peter
Pfarrer Peter Gabriel
Tel. +43 6245 80628
Handy +43 699 18877599
eMail: pfarrer@hallein-evangelisch.at

Zum Abschluss noch ein Gebet für diese Tage von meiner Kollegin Iris Haidvogel

Gott, ich danke dir für offene Herzen trotz geschlossener Türen,
für die Sonne am Himmel und die Wärme des Frühlings,
für die beherzten Entscheidungen und die klugen Entscheidungsträger*innen,
für die unermüdlichen Menschen im Gesundheits- und Bildungsbereich,
für alle die weiterarbeiten, die Verkäufer*innen und Polizist*innen,
die Kindergärtner*innen und viele mehr,
damit ich zu Hause bleiben kann.
Ich danke dir für meine Angst, die mich vernünftig und vorsichtig bleiben lässt inmitten von Ungewissheit und Gefahr.
Bewahre meine Liebsten, meine Gemeinde, die Menschen hier und auf der ganzen Welt und wende noch größeres Unheil von uns hab.
Weil ich an dich glaube, will ich auch daran glauben:
Du willst unser Leben,
die Tore zu dir sind stets offen,
das Land bleibt hell und weit!
Amen!