Angst und Vertrauen (3/6)

[23.09.2020]

Ein neuer Lebensabschnitt der Familie Mauer: Was bringt die Zukunft?

Zum Thema „Angst und Vertrauen“ fiel mir gleich unser neuer junger Pfarrer Jens-Daniel Mauer mit seiner Familie ein. Bei ihnen steht ein Umzug an, der Vorfreude aber auch Ungewissheit mit sich bringt. Herr Mauer war so zuvorkommend und hat sich bereiterklärt, bezüglich seiner Familie einige private Fragen zu beantworten.

Anfangen möchte ich mit der 5-jährigen Mila. Man könnte sagen, so ein fünfjähriges Kind bekommt das eh nicht so mit. Sie setzt ihr Vertrauen in das, was ihr die Eltern vorleben. Hat sie irgendwelche Ängste, oder welche Gedanken macht sie sich?

Herr Mauer: Mila fragt sehr oft nach, ob sie einen bestimmten Gegenstand oder ein Möbelstück mitnehmen könne und will wissen, wo sein neuer Platz in der Wohnung ist. Dies gibt ihr die Möglichkeit sich vorzustellen, wie es in der neuen Wohnung ausschaut. Ängste zeigen sich bei Mila ab und an mal mit einem Bauchzwicken, das vor allem bei neuen Dingen aufkommt.

Ein großer Meilenstein für sie war, dass wir ihr Kinderbett verkaufen mussten. Wir haben ihr einige Tage dafür Zeit gelassen und sie durfte beim Verkauf dabei sein. Dadurch weiß sie: ihr Bett hat nun eine neue und gute Verwendung, und sie darf in Zukunft unter dem Hochbett ihrer großen Schwester schlafen. Mila freut sich aber am allermeisten auf ihre kleine Baby-Cousine.

Sie bekam Vertrauen dadurch, dass sie ihren Halleiner Kindergarten besuchen durfte. Jetzt weiß sie, dass sie in die gelbe Gruppe kommt und ihre Kindergärtnerin sehr nett ist. Dies erzählt sie auch allen weiter.

Die 7-jährige Eleni ist sich dieser Übersiedelung bewusster und hadert eventuell mit Verschiedenem. Was kommt auf sie in der neuen Schule zu? Was bedeutet für sie der Umzug?

Herr Mauer: Für sie ist der Umzug deutlich konkreter. Sie schmiedet bereits aktiv Pläne: möchte Eis essen gehen mit Opa, ins Salzbergwerk mit Oma und mit Tante und Cousine ins Spielzeugmuseum und in den Zoo. Das gibt ihr Vertrauen und auch die Vorfreude auf den Umzug.

Damit der Umzug eine schöne Sache für sie wird, hat sie ihre Tante gebeten,
für sich ein Haustier zuzulegen. In der neuen Wohnung in Hallein ist dafür zu wenig Platz und es gibt auch keinen Garten. Ihr geben ganz genaue Details die Sicherheit und wirken der evtl. aufkommenden Angst entgegen. Deshalb findet sie es auch nicht so tragisch, dass manche Dinge anders sind. Auch sie hat sich schon ihre neue Schule angesehen.

Ihre Frau Elisabeth kehrt sozusagen in die „alte Heimat“ zurück. Sie hat trotzdem bereits Wurzeln im schönen Badner Land geschlagen und sich ein funktionierendes Netzwerk in ihrem Umfeld aufgebaut. Jetzt muss sie sich wieder neu sortieren. Hat sie auch Ängste, dass die Veränderung für alle größer sein könnte als gedacht? Macht sie sich vielleicht Gedanken, wo sie denn mal arbeiten kann?

Herr Mauer: Ja, wir werden eine tolle Nachbarschaft aufgeben und meine Frau Elisabeth erträumt sich für Hallein ebenfalls eine solche Lebensgemeinschaft, die offen ist und ein gemeinsamer nachbarschaftlicher Austausch stattfindet. Die Kinder gehen jeweils ein und aus, manchmal noch im Pyjama. Aufgrund ihrer Erfahrung weiß sie, dass jeder Neuanfang eine Ungewissheit mit sich bringt. Doch sie ist sehr zuversichtlich und sieht dem Umzug vertrauensvoll entgegen. Elisabeth ist hochmotiviert „auszumisten“ und sich von einigen Dingen bewusst zu trennen, denn die Familie verkleinert ihren Wohnraum um 50 %. Bei ihr überwiegt auch nicht die Angst, sondern die Vorfreude auf die Veränderung. Beruflich lässt sie auch einiges zurück. Sie hat das Projekt eines „Bauernhofkindergartens“ begleitet und mit aufgebaut. In Hallein möchte sie erst einmal ankommen. Sie verspürt die Verantwortung, den Kindern Rückhalt zu geben, und dafür ist die gesamte Familie dankbar und schafft ein großes Vertrauen innerhalb der Familie.

Und Sie, Herr Mauer, hadern evtl. damit, dass sie berufsbedingt wieder Unruhe und Wirbel wegen des Umzugs und des Neuanfangs in Ihre Familie bringen? Sicherlich wollen auch Sie, dass Ihre Kinder und Ihre Frau hier glücklich und zufrieden werden?

Herr Mauer: Ja, Unruhe ist das richtige Wort. Anders als bei den letzten fünf Umzügen in sieben Jahren hinterlasse ich dieses Mal einen großen Verantwortungsbereich. Es wird noch ein Nachfolger gesucht, wodurch es natürlich mein großes Anliegen ist, meine Arbeits- und Verantwortungsbereiche so gut wie möglich weiterzugeben. Mit Wehmut verabschiede ich mich von einem Teil meiner Konfirmanden, die ich aufgrund der derzeitigen Situation nicht konfirmieren konnte. Außerdem erfordert diese Zeit eine große Planung und Disziplin. Auch die Vorausplanung mit Peter, dem Team und auch den Schulen ist notwendig, so dass die Umzugsplanung noch im Hintergrund steht. Aber hadern tu ich keineswegs! Ich empfinde emotional eine „mega“ Vorfreude auf meine neue Stelle als Pfarrer, die Berge, wo ich Kraft tanken kann und auf die Studienfreunde von früher.

Der Begriff „Angst“ ist für mich ein bedrohlicher und blockierender Zustand und insofern bei uns nicht wirklich zutreffend. Wir empfinden vielmehr die Spannung zwischen dem Verabschieden bzw. Zurücklassen und der Vorfreude auf neue Chancen und einen Neuanfang. Dieser Umzug soll keine weitere „Durchgangsphase“ einläuten. Wir wollen in Hallein Wurzeln schlagen. Dem schau ich auch vertrauensvoll entgegen. Und Vertrauen proaktiv zu nähren, das hilft einer möglichen, aufkommenden Angst.

Wenn dieser Gemeindebrief versendet wird, wohnt die Familie bereits in Hallein. Die Kinder haben ihre erste Schulwoche und Kindergartentage hinter sich und richten sich ihr neues „Nest“ ein. Die Wohnung kann wohl auch langsam neben den vielen Umzugskartons anfangen ein neues Zuhause zu werden. Sicherlich kommen auch ein paar Hürden, mit denen nicht gerechnet wurde.

Abschließend möchte ich mich bei Herrn Mauer dafür bedanken, dass er uns Einblicke gewährt hat, wie seine Familie und er selbst mit dem Thema „Angst und Vertrauen“ umgeht. Lieber Herr Mauer, behalten Sie Ihren schönen badischen Dialekt bei, denn als gebürtige Badnerin gibt das auch mir das Vertrauen, hier in Hallein ein bisschen heimatliche Gefühle zu spüren!

Karin Landwehr

Am Sonntag, 8. November, feiern wir im Gottesdienst um 9.30 Uhr die Einführung von Pfarrer Jens-Daniel Mauer, die unser Superintendent Olivier Dantine vornehmen wird! Schon jetzt dürfen wir euch ganz herzlich zu diesem Gottesdienst einladen!