Sonntagsgruß für 4. Dezember 2022

[02.12.2022]

2.Adventsonntag

Liebe Mitglieder unserer Halleiner Pfarrgemeinde!

Am kommenden 2. Adventsonntag wird der Gottesdienst ganz im Zeichen eines bekannten Adventliedes stehen:
Nun komm, der Heiden Heiland (EG 4)

Wir hören dazu die gleichnamige Kantate von Johann Sebastian Bach, BWV 62, unter der Leitung unseres Diözesankantors Gordon Safari. Wir tun das so, wie es sich für eine Bach-Kantate eigentlich gehört und wie es ursprünglich vorgesehen war, als der Thomaskantor sie 1724 für den Gottesdienst in Leipzig schuf: Sie erklingt im Ganzen vor der Predigt und ist so selbst schon Teil der Verkündigung.

Nun komm: Eigentlich ist das ja eine merkwürdige Aufforderung. Der Heiland, Jesus Christus, ist doch schon gekommen! Er wurde vor über 2000 Jahren geboren, und auch wenn vieles aus seinem Leben im Dunkeln liegt, ist auch historisch nicht zu bezweifeln, dass er tatsächlich gelebt hat und nicht eine bloße Erfindung religiöser Spinner ist.

Der Anfang des Liedes macht sehr schön deutlich, worum es bei unseren christlichen Feiertagen geht. Wenn wir bitten „Nun komm!“, möchten wir, dass die Geschichten von damals nicht einfach nur in der Vergangenheit bleiben. Wir bitten, dass sie sich auch jetzt für uns ereignen. In unserer Wirklichkeit soll das, was einmal geschehen ist, Bedeutung bekommen. Feiern heißt, sich nicht nur an etwas Vergangenes erinnern, sondern es jetzt bei uns lebendig werden lassen.

Jetzt möge der Heiland der Völker kommen. Und damit stimmen wir ein in die uralte Hoffnung des Volkes Israel: Der eine Gott des Volkes Israel wird eines Tages alle Völker zum Frieden führen. Sie werden seiner Weisung folgen, „ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ (Jes 2,4; Mi 4,3) Diese Vision haben wir vor Augen, wenn wir „Nun komm, der Heiden Heiland“ heute erklingen lassen. Sie könnte aktueller nicht sein.

Wahrscheinlich ist es die Sprache der Musik, die unsere Herzen so berührt, dass wir uns selber, im Rahmen unserer Möglichkeiten, auf den Weg des Friedens machen. Ein paar Wochen Advent liegen noch vor uns – eine gute Möglichkeit, für mich selber herauszufinden, wo ich meinen ersten Schritt auf diesem Weg gehen kann.

Peter Pröglhöf