Sonntagsgruß zum 30. April 2023

[28.04.2023]

Sonntag Jubilate

Liebe Freunde und Mitglieder unserer Pfarrgemeinde!

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Korinther 5,17)
Das ist für mich einer der Spitzen-Sätze der Bibel, ähnlich einer Zusammenfassung der gesamten Theologie des Neuen Testaments. Durch die Verbindung mit Jesus Christus wird uns Menschen ein neuer Start möglich. Wer sich in seinem Leben an den Weisungen Jesu orientiert, die Verbindung zu ihm pflegt, an ihm Denken und Handeln ausrichtet, ist eine neue Kreatur, eine Neuschöpfung – das Alte ist vergangen.

Man sollte diesen Satz keineswegs so deuten, dass damit alte Probleme oder Schwierigkeiten quasi „vom Tisch“ sind. Wenn man dann nämlich bei sich selbst die natürlichen Herausforderungen wahrnimmt, ist der Zweifel nicht fern. Zweifel an sich selbst: Ist bei mir alles in Ordnung? Was mache ich falsch? Zweifel an Gott und seinen Verheißungen: Verspricht die Bibel hier nicht zu viel? Hat Gott seine Macht vielleicht verloren? Oder hat er etwa kein Interesse daran, mir zu helfen und mich zu verändern?

Ich bin vielmehr davon überzeugt, Paulus meint hier: Die Versöhnung mit Gott durch Christus gilt allen Menschen ohne jeden Unterschied – Frauen, Männern, Menschen jüdischen Glaubens und aus den sogenannten heidnischen Völkern, Armen, Reichen, freien Bürgern und auch den verachteten Sklaven der damaligen Zeit. Durch die Verbindung mit Jesus spielen diese Unterschiede keine Rolle mehr. Die neue Kreatur ist die neue Wirklichkeit einer Lebensausrichtung, das dem Vorbild Jesu folgt. Diese neue Möglichkeit gilt allen, ohne jeden Unterschied und sie hat Auswirkungen sowohl auf unser Miteinander als auch auf jede Einzelne: Gottgeschenkter Glaube, Hoffnung und Liebe dürfen Wirklichkeit werden.

Automatisch geschieht das allerdings nicht und ist leider nach unsrer Erfahrung auch nicht auf Willensentscheid gleich in voller Wirklichkeit präsent. „Neues ist geworden.“ – das ist eine Prozessbeschreibung. Es ist wirklich etwas Neues da und das bleibt bestehen und doch gilt auch: Es entwickelt sich stückweise, prozesshaft, auf dem Weg der Nachfolge eben. Diese Spannung macht unser Leben als Christen aus. In Christus ist neues Leben da, als Geschenk, unverdient, unwiderruflich (!), einzigartig. Und doch braucht es noch Entfaltung im Leben jeder Einzelnen, genauso wie im Leben unserer christlichen Gemeinschaft. Dann darf und wird uns auch miteinander prozesshaft der Jubel erfassen: JUBILATE!

Pfarrer Jens-Daniel Mauer

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