Leben 2.0 – Viktor Frankl

[11.03.2024]

Ursula Brandweiner

Ich habe immer wieder von Menschen gelesen, die nach einem schweren Schicksalsschlag ein neues Leben – ein Leben 2.0 – begonnen haben. Die Biographie, die mich dabei sehr berührt hat, ist die von Viktor Frankl, bekannt als der Gründer der Logotherapie und Existenzanalyse.

Viktor Emil Frankl wurde am 26. März 1905 in Wien geboren. Er absolvierte ein Medizinstudium, wobei sich Depressionen und Suizid zu seinen Schwerpunktthemen entwickelten. Von 1933 bis 1937 leitete er das Psychiatrische Krankenhaus in Wien und bald stellte er die Sinnfrage ins Zentrum seiner eigenen Arbeiten zur Suizidprävention.

Nach dem „Anschluss“ wurde ihm 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft untersagt, „arische“ Patienten zu behandeln. 1940 übernahm er die Leitung der neurologischen Abteilung des Rothschild-Spitals, des einzigen Krankenhauses, in dem in Wien noch jüdische Patienten behandelt wurden.

1942 heiratete Frankl Tilly Grosser. Im September dieses Jahres wurden er, seine Frau und seine Eltern ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Frankls Vater starb dort 1943, seine Mutter wurde in Auschwitz ermordet. Seine Frau starb im KZ Bergen-Belsen. Frankl selbst wurde im Oktober 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz und einige Tage später in ein Außenlager des KZ Dachau gebracht, wo er im April 1945 von der US-Armee befreit wurde. Seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern verarbeitete er in dem Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“.

Die zentrale Botschaft des Buches: Auch noch unter inhumansten Bedingungen ist es möglich, einen Sinn im Leben zu sehen. Die wichtigste Praxis in seiner Philosophie unterscheidet zwischen dem, was man ändern kann und was unveränderbar ist, was man beeinflussen kann und was nicht. Jede Situation ist von Grund auf neutral. Allein der Mensch vergibt die Bewertung. Es steht jedem frei, seine Emotionen, Einstellungen und Entscheidungen selbst zu bestimmen und zu beschließen, wie er dazu steht und wie es ihn in seinem Schicksal beeinflusst. Die Fokussierung auf das, was in unserer Macht ist, vergrößert und verstärkt unsere Macht. Aber jede Energie, die auf Dinge gerichtet ist, die wir nicht beeinflussen können, ist verschwendet. Um ein Hindernis als Herausforderung zu sehen, um das Beste daraus zu machen, müssen wir nur verstehen, dass wir eine Wahl haben – eine Wahl, die allein an uns liegt.

Ein Satz von Viktor Frankl hat mich sehr tief bewegt und ist bis heute einer meiner Leitsterne im Leben: „Ich entscheide, wie mein heutiger Tag wird und nicht meine Vergangenheit oder meine Peiniger!“

Ursula Brandweiner


[Beitrag online ab: 11.03.2024 00:00 | Erstellt / zuletzt bearbeitet: 11.03.2024 15:42]

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