[11.12.2024]
Nur wenige Blütenpflanzen nutzen den Winter für die Fortpflanzung und blühen in der kalten Jahreszeit. Eine dieser ungewöhnlichen Pflanzen ist die Schneerose (Helleborus niger), deren schneeweiße Blüten man ab Jänner in kalkreichen Wäldern entdecken kann, da ein natürliches Frostschutzmittel sie vor dem Erfrieren schützt.
Wegen dieser ungewöhnlichen Blütezeit galt die Schneerose als heilig und man schrieb ihr besondere Kräfte zu. So soll sie böse Geister vertreiben und auch gegen die Pest wirken. Nach frühen Frostperioden im Herbst und anschließendem warmen Wetter öffnen sie ihre Blüten bereits um die Weihnachtszeit und ist deshalb auch unter dem Namen Christrose bekannt.
Tatsächlich bietet der ungewöhnliche Fortpflanzungszyklus auch Vorteile, da die Bäume nicht belaubt sind und dadurch viel Licht und Wärme auf den Waldboden gelangen. Die wenigen Insekten, die zu dieser Jahreszeit unterwegs sind, werden durch die großen, duftenden Blüten angelockt und sorgen für die Bestäubung. Sind aufgrund der Witterung keine Blütenbesucher unterwegs, kann sich die Pflanze auch selbst bestäuben.
Die auffälligen Blüten der zu den Hahnenfußgewächsen zählenden Pflanze sind ungewöhnlich aufgebaut. Bei den 5 weißen Blütenblättern handelt es sich um die Kelchblätter. Die Kronblätter sind zu kleinen, gelbgrünen Nektarblättern umgebildet, die den Bestäubern reichlich Nektar als dringende Nahrung anbieten.
Nach der Befruchtung entwickeln sich die typischen Balgfrüchte, die im Frühsommer reif sind und durch Ameisen verbreitet werden. Während der Entwicklung der Früchte übernehmen die grünen Kelchblätter die Fotosynthese, um die Reifung zu ermöglichen. Erst nach Samenreife werden neue Laubblätter gebildet.
Die Schneerose ist in Österreich teilweise geschützt. Daher sollten nicht mehr als ein paar Blüten gepflückt werden. Besser noch ist es, sie in der Natur stehen zu lassen.
Ursula Brandweiner