Mobbing

[2019-05-03]

Yvonne Ennsmann, Sekretärin
Yvonne Ennsmann

Isabella kam schon wieder wie so oft in letzter Zeit weinend nach Hause. „Was ist los?“ fragte Mama, zum hundertsten Mal und hoffte endlich eine Antwort darauf zu bekommen. Isabella legte ihre Jacke weg, zog die Schuhe aus und ging schweigend zum Mittagstisch.

Seit sie in die neue Schule ging, war sie wie ausgewechselt. Vorher lebhaft, gut gelaunt und immer ein Lächeln auf den Lippen, war sie immer öfter in sich gekehrt und verschlossen. Lachte nicht mehr, ging nur in ihr Zimmer, machte dort brav ihre Hausaufgaben und lernte wie wild. „Ob die Schule ihr zu anstrengend ist? „, fragte sich ihre Mutter. Sie versuchte ihre Tochter aus der Reserve zu locken, in dem sie viel mit ihr unternahm, Skifahren, Kino, Zoobesuche oder ins Einkaufzentrum, aber Isabella schien das alles kalt zu lassen. Und auch heute wieder bedankte sie sich fürs Essen und „Schwups“, war sie schon in ihrem Zimmer verschwunden.

Sandra, also die Mutter von Isabella, ließ sich das nicht mehr gefallen und ging ihr nach, „Isa, sag endlich was los ist, ich will es endlich wissen! Möchtest du in eine andere Schule, weil es dir zu anstrengend ist? Sag mir endlich, wo der Hut brennt!“, sagte sie scharf. „Ich weiß gar nicht WO und vor allem WIE ich anfangen soll, Mama“, sagte Isabella resigniert. “Sag mir endlich, was los ist Schatz!“ Isabella richtete ihre Schultern auf und holte tief Luft. „Mama, ich werde gemobbt, sagte sie schließlich. Alle machen mich fertig, dass ich zu dick bin und in Sport keine Chance gegen alle habe!“ „Aber Mäuschen, wieso hast du nichts gesagt?!“, meinte Sara überrascht, „Das höre ich zum ersten Mal! Ich mein, ich weiß, dass du zu viel auf den Rippen hast, aber es ist nicht viel und du bist auf einem guten Weg, wieso machen die Mädchen das?“ Sara war bestürzt das zu hören, was mit ihrer Tochter passiert. Isabella sah sie ruhig an und antwortete: „Es sind nicht alle so! Es gibt ein paar, die mich mögen und zu mir stehen, aber leider nur sehr wenige. Warum können die anderen nicht einfach sehen wer ich wirklich bin? Und warum sind die anderen so böse zu mir?“ „Ich habe keine Ahnung, Schatz“, sagte ihre Mutter und setzte sich auf Isabellas Bett. „Vielleicht wissen sie es nicht besser und sind einfach nur dumm, wenn sie dich nicht besser kennenlernen möchten, oder sie sind sich selbst so unsicher, dass sie einfach nicht anders können, oder es sind schlichtweg totale ‚Tussis‘“, überlegte ihre Mutter. „Und was soll ich jetzt tun, Mama?“, fragte Isa drängend. „Ach, schenke Ihnen einfach keine Beachtung, die sind ja alle dumm!“, sagte Isabellas Mutter und ging aus dem Zimmer. Ihr war vermutlich nicht klar, wie das heute so ist!

‚Heute?‘ fragst du dich? – Ja heute! Früher wurde man auch gemobbt, aber nur verbal, dass heißt von ‚Auge zu Auge‘, heutzutage gibt es WhatsApp, und Facebook usw… Da geht das viel leichter als früher! Die Mutter von Isabella wusste, wie schlimm es sein konnte, wenn gemobbt wurde. Die Mädchen ihrer Klasse waren auch nie nett zu ihr gewesen, aber jeden Tag nach der Schule hörte sie sie nicht mehr. Heute ist das anders. – ‚Warum?‘ fragst du dich? – Ganz einfach, heute gibt es Smartphones – und sobald einer deine Nummer hat, kann er dich kontaktieren! Darum ist die ‚Angriffsfläche‘ viel größer! Manist immer erreichbar und vor allem sieht man jede Nachricht, die aufs Handy gesendet wird! Konnte man vor 20 Jahren noch dem Ganzen ausweichen, ist es heute leider nicht mehr so leicht!

Aber um die Geschichte zu vollenden: Isabella hatte Glück! Denn es fand sich eine Freundin namens Johanna aus der Parallelklasse. Sie ermutigte Isabella, sie selbst zu sein und dass es nicht wichtig war, wie man äußerlich aussieht, sondern dass das Herz im Inneren das Ausschlaggebende im Leben ist. Johanna selbst war schlank, sportlich und hatte immer tolle Klamotten, aber es war ihr egal… Sie war ein Mädchen, das Menschen so sah, wie sie waren und sie mit all ihren ‚Makeln‘ und ‚Eigenheiten‘ nehmen konnte wie sie waren. Sie hatte keine Angst davor und vor allem: Sie stellte sich allen Neidern, Nörglern und Zicken, weil sie wusste, dass das auf Dauer nicht wichtig war.

„Bestand hat nur die Liebe“, hat Johannas Mutter gesagt und sie lernte für sich selbst, dass die Liebe der größte Friede ist, den man haben konnte. Isabella war schließlich froh, Johanna an ihrer Seite zu haben, um sich stärker zu fühlen und Johanna war froh, einfach für Isabella da zu sein.

Man muss dazu sagen, dass Johanna Christin war und wusste, dass vor Gott alle Menschen gleich sind – egal ob sie hübsch – hässlich, intelligent – dumm, fröhlich oder traurig sind – Gott liebt alle Menschen und behandelt sie alle gleich, also: “Warum können und tun wir das nicht?“. Darum lässt euch eins sagen: „For the world you are somebody, but for somebody you are the world! (Für die Welt bist du irgendwer, aber für irgendwen bist du die Welt!)

Yvonne Ennsmann