Christus ist nicht auf die Erde gekommen, um eine neue Religion zu gründen

[22.03.2022]

Mag. Klaus Leisinger (Pastoralassistent in Kuchl)

Beim zweiten Abend der Fastenation 2022 ging es um Pater Frère Roger, den Gründer und Prior der Communauté von Taizé. Näher gebracht wurde dieses Ausnahmepersönlichkeit von Mag. Klaus Leisinger am Abend des 22. März 2022 im gut besuchten Pfarrsaal der Pfarre Rehof.

Jene Eingebung hat mich seit meiner Jugend wohl nie mehr verlassen: Ein Leben in Gemeinschaft kann ein Zeichen dafür sein, dass Gott Liebe und nur Liebe ist. Allmählich reifte in mir die Überzeugung, dass es darauf ankam, eine Gemeinschaft ins Leben zu rufen, eine Gemeinschaft von Männern, die entschlossen sind, ihr ganzes Leben zu geben, und die versuchen, sich stets zu verstehen und zu versöhnen. Eine Gemeinschaft, in der es im Letzten um die Güte des Herzens und die Einfachheit geht.“ (Frère Roger in: „Gott kann nur lieben”)

Lebenszeugnis seiner Großmutter

Über seinen persönlichen Weg hat er einmal gesagt: „Das Lebenszeugnis meiner Großmutter hat mich so geprägt, dass ich schon in jungen Jahren meine Identität als Christ darin gefunden habe, in mir den Glauben meiner Herkunft mit dem Geheimnis des katholischen Glaubens zu versöhnen, ohne mit irgendjemandem die Gemeinschaft zu brechen.

Auch sein Vater besuchte bei Ausflügen katholische Kirchen und betete darin.

Hindernisse auf dem Weg der Ökumene

Am Montag, den 21. März 2022 empfing Papst Franziskus Frère Alois, aktueller Prior der Communauté von Taizé, in Privataudienz. Seit 2013 konnten diese Begegnungen, wie zuvor mit Papst Benedikt XVI., jedes Jahr stattfinden. Ebenso war bereits Frère Roger jedes Jahr nach Rom gereist.

Das erste Thema des Gesprächs war der Krieg in der Ukraine und die Solidaritätsinitiativen in Taizé mit den aus der Ukraine geflüchteten Menschen.

Im Anschluss daran sprach Frère Alois über den laufenden synodalen Prozess in der katholischen Kirche. Er konnte Papst Franziskus auch einige Neuigkeiten aus dem Leben der Communauté mitteilen und sprach über die ökumenische Suche in Taizé.

In den kommenden Tagen wird Frère Alois in Rom weitere Treffen mit Kirchenverantwortlichen haben. Außerdem werden zwei Gebete mit Gesängen aus Taizé in den nächsten Tagen in Rom stattfinden: am Dienstag, 22. März um 21 Uhr in der Kirche Santa Maria in Campitelli sowie am Mittwoch, 23. März um 12.30 Uhr in der Königlich Belgischen Kirche (Via del Sudario 40), in Anwesenheit von Frère Alois und weiteren Brüdern.

Nachruf auf sein Leben

Sein kreativer Nonkonformismus, seine Aufrichtigkeit, sein Elan und seine Risikobereitschaft haben ihn bis an die Ender der Erde geführt. Die jungen Menschen täuschen sich nicht, wenn sie in Frère Roger und in seinen Brüdern Diener des Vertrauens sehen. Die Offenbarung Christi hat ihm eine universelle Offenheit geschenkt, mit der er seit seiner Jugend anderen Menschen begegnete: „Alles vom anderen verstehen.“ Dies gelang ihm oft auf intuitive Weise, durche einen Blick, eine innere Anteilnahme. Sein Leben war nicht das eines Einzelkämpfers, sondern das eines Gründers, der bis zu seinem Lebensende als Pilger unterwegs war. Noch heute macht das Gleichnis der Gemeinschaft, das die Communauté von Taizé lebt, „Christus für viele Menschen erfahrbar“. Hier können sie spüren, was ein inneres Leben ist und wie man dabei mit allen Menschen solidarisch sein kann. Denn „die Kirche lebt nicht für sich selbst, sondern für die Welt, um in ihr Sauerteig des Friedens und der Versöhnung zu sein.“

Merkmale der Spiritualität von Taizé

In Taizé gibt es jeden Freitag einen symbolischen Akt, der von Christen aus Moskau übernommen wurde: „Die Kreuzikone wird auf den Boden gelegt, Jugendliche gehen hin und legen ihre Stirn auf das Holz des Kreuzes, durch ein Gebet mit dem Körper versenken sie die eigenen Lasten und die anderer in Gott. Und dann begleiten sie den Auferstandenen, der nicht aufhört, für alle Menschen auf der Erde, die Prüfungen erleiden, sein Leben hinzugeben.

  • Gastfreundschaft
  • Zuhören – jeden Abend kann man in der Kirche nach dem Gebet zu einem der Brüder gehen um mit ihm zu sprechen – auch wird das Sakrament der Versöhnung gespendet
  • Stille
  • Einfachheit
  • Solidarität mit den Armen
  • Ökumenische Gemeinschaft, Mitglieder der Communaute kommen aus allen christlichen Konfessionen
  • Junge Menschen als Zielgruppe- Internationale Jugendtreffen auf der ganzen Welt (1970 Konzil der Jugend – Pilgerweg des Vertrauens)
  • Gott ist durch seinen Geist in jedem Menschen gegenwärtig. Frère Roger trug alle Menschen aus allen Völkern in seinem Herzen, vor allem Jugendlichen und Kinder. Er besaß eine Leidenschaft für Gemeinschaft und sagte oft: „Christus ist nicht auf die Erde gekommen, um eine neue Religion zu gründen, sondern um allen Menschen eine Gemeinschaft in Gott zu eröffnen.“ Diese einzigartige Gemeinschaft, die Kirche, ist für ausnahmslos alle Menschen da.
  • Frère Roger wollte jungen Menschen diese Gemeinschaft zugänglich machen und ihnen die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ihm war bewusst, dass das Bild von Gott als strengem und furchteinflößendem Richter eines der größten Hindernisse war. Ihm wurde immer klarer: Gott kann nur lieben. Und Frère Roger tat alles, um dies durch sein Leben zum Ausdruck zu bringen. Der orthodoxe Theologe Olivier Clément bemerkte, dass Frère Roger, indem er so beharrlich von der Liebe Gottes sprach, eine ganze Ära beendete, in der man in den verschiedenen christlichen Konfessionen Angst vor einem strafenden Gott hatte.

Ablauf einer Woche in Taizé

Am Samstagabend wird an der Osterkerze, die Christus symbolisiert, das Licht entzündet und von einem zum anderen weitergegeben. Es erinnert an die Osternacht und an die Bedeutung des Sonntags, des ersten Tags der Woche. Diese Liturgie ist eine Einladung zum Neuanfang.

Freundschaftsikone

  • In der Kirche der Versöhnung gibt es eine koptische Ikone
  • Sie zeigt die Freundschaft, die Christus in den Tagen des Trostes wie in Tagen der Bedrücktheit jedem von uns anbietet.
  • Auf der Ikone sieht man Christus, der den Abt Menas die Gabe des Segens anvertraut, indem er ihm seinen Arm um die Schultern legt.
  • Wenn wir die Beziehung Christi zu jedem Menschen so sehen, wie sie auf dieser Ikone dargestellt ist, dann erschließt sich uns etwas vom Herzen Gottes.

Die Quellen von Taizé – Regel

  • Die Regel hat er mehrere Male überarbeitet im Winter 1951/52 hat er sie in einer längeren Einkehrzeit verfasst.
  • Lass‘ in Deinem Tag, Arbeit und Ruhe vom Wort Gottes ihr Leben empfangen
  • Wahre in allem die innere Stille um in Christus zu bleiben
  • Trachte stets danach, deinen persönlichen Lebensstil zu vereinfachen.
  • Lass`Dich durchdringen vom Geist der Seligpreisungen –
  • Freude
  • Einfachheit
  • Barmherzigkeit
  • Denke immer daran, dass du Mitglied einer Gemeinschaft bist. Du lebst und arbeitest nicht mehr für dich allein.

Zitate von Frere Roger

  • Videobotschaft
  • „Du willst Christus nachfolgen, ohne zurückzuschauen? Denk daran, dass in seiner Nachfolge stehen niemals heißt, sich selber folgen. Er ist der Weg, und auf diesem Weg wirst du unweigerlich zu einem ganz einfachen Leben, zu einem Leben des Miteinander-Teilens geführt.“
  • „Am Abend unseres Lebens werden wir nach der Liebe beurteilt werden, nach der Liebe, die wir nach und nach in uns haben wachsen lassen und die sich als Barmherzigkeit gegenüber jedem Menschen entfaltet hat.“
  • Als Mutter Teres starb, erinnerte er daran: „Wir leben in der Gewissheit, dass es die Gemeinschaft in Gott ist, die uns drängt, das Leid der Menschen zu lindern. Ja, wenn wir Menschen in Not und Bedrängnis beistehen, begegnen wir Christus.“

Zusammenfassung: Mag. Klaus Leisinger, Pastoralassistent in Kuchl