Sonntagsgruß zum 26. Februar 2023

[24.02.2023]

1. Sonntag der Passionszeit

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde unserer Halleiner Pfarrgemeinde!

Im Mittelpunkt des ersten Sonntags in der Passionszeit steht die Erzählung von der Versuchung Jesu in der Wüste (Matthäus 4,1-11). Wer mag, lese den Text gerne nach! Jesus zieht sich für 40 Tage in die Stille und die Einsamkeit zurück, um sich darüber klar zu werden, was genau sein Auftrag ist.

Denn er hatte ein gewaltiges Erlebnis gehabt: In der Taufe durch Johannes den Täufer im Jordan wird ihm zugesagt: Du bist mein geliebter Sohn. Nicht nur im Namen Gottes, sondern als sein Abgesandter auf Erden soll er die Menschen zur Umkehr aufrufen, weil jetzt Gottes Herrschaft anbricht, weil Gott allen Menschen mit seiner Liebe begegnet.
Doch es fragt sich: Ist er nun der Wunderwuzzi, der alle Menschen rundum versorgt? Garantiert er umfassenden Schutz, so dass ich mich bedenkenlos allen Gefahren ausset- zen kann? Besitzt er unbeschränkte, ja diktatorische Macht über diese Welt und alle Menschen? Und vor allem: würde er damit Gott, seinem Sein und Handeln entsprechen?
Nein! Sondern diese Vorstellungen sind teuflisch! So ist und handelt weder Gott noch Jesus als sein Stellvertreter! Deshalb entgegnet Jesus den verführerischen Fragen des Teufels mit eindeutigen Antworten:

Der Mensch braucht mehr zum Leben als eine materielle Rundumversorgung. Es geht um das Vertrauen auf einen liebenden Gott. Die Beziehung zu ihm lässt sich nicht auf eine Kosten-Nutzen-Rechnung reduzieren, sondern Gott schenkt Leben, Liebe, aber auch Leid, Traurigkeit und Enttäuschung gehören zum Leben dazu.

Auch wenn ich darauf vertrauen kann, dass Gott mich beschützt, bin ich aufgerufen, verantwortlich mit mir, meinem Leben und meinen Beziehungen umzugehen und nicht ohne Absicherungen, sondern mit Vorsicht und Rücksichtnahme zu leben.

Gottes Macht ist seine werbende Liebe, er verlangt keine Unterwerfung, keinen Gehorsam, auch keine Anbetung, sondern er wünscht sich, dass ich ihm mein Vertrauen schenke als Antwort auf seine Liebe. Das unterscheidet die Macht Gottes von den Machthabern dieser Welt und vor allem von der Macht des Satans.

Für den Evangelisten Matthäus ist klar: Mit Jesu Auftreten auf Erden ist die Macht des Satans ein für alle Mal begrenzt, Jesus durchschaut seine teuflischen Spiele und weist ihn in die Schranken.

Das sagt uns auch das biblische Wort für diesen Sonntag zu (1.Johannes 3,8b):
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.

Diese Erfahrung wünsche ich uns für diese Passions- oder Fastenzeit: Die Versuchung und der Teufel haben letztlich keine Macht mehr über uns, Gott und seine Liebe haben und behalten das letzte Wort!

Euer Pfarrer Peter Gabriel