[30.06.2023]
4. Sonntag nach Trinitatis
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde unserer Halleiner Pfarrgemeinde!
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36) – der erste Satz des Evangeliums dieses Sonntags ist für mich eine stärkende Zusage, die mich durch die neue Woche tragen soll.
Gerne lese ich den Satz „von rückwärts“. Gottes Barmherzigkeit uns Menschen, auch mir gegenüber ist für mich die Grundlage. Gott hat ein weites Herz, hofft und wartet, dass wir Menschen so unser Leben gestalten, wie es für uns und unsere Nächsten gut ist. Er erbarmt sich, lässt sich anrühren von meinem Ergehen – auch meinen Fragen und Zweifeln.
Beispielhaft erzählt Jesus vom barmherzigen Gott in der Geschichte vom Vater und seinen zwei Söhnen. Trotz Versagen und Schuld geht er auf den jüngeren Sohn zu, nimmt ihn in die Arme, nimmt ihn wieder auf in die bergende Gemeinschaft, denn er war, ist und bleibt immer Gottes geliebtes Kind. Gott geht auch dem ärgerlich-enttäuschten älteren Sohn nach, wirbt um ihn, lädt ihn ein zur Mitfreude und zum Mitfeiern.
Dass Gott mir so barmherzig begegnet, ja mich in sein Herz geschlossen hat, das verändert mich, das macht mich neu.
Ich kann mit meinen Fehlern und meinem Versagen anders umgehen, schaue mit weniger strengem Blick auf mich und mein Leben – und auch mit ein wenig Humor…
Und ich nicht nur den Splitter bei meinem Gegenüber, sondern auch den Balken in meinem Auge.
So bekomme ich ein weiteres Herz im Blick auf die Menschen, mit denen ich zusammenlebe, die mir ganz nah, verwandt oder befreundet sind, oder mit denen ich zusammenarbeite, auf die ich in Gruppen und Kreisen oder auch in der Pfarrgemeinde treffe. Oft freue ich mich an ihnen, manchmal nerven sie mich auch – doch gibt mir Gottes barmherziger Blick auf mich Kraft, ihnen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen. Denn sie sind genauso Gottes geliebtes Kind wie ich, verdienen von Gott her gleichen Respekt und Würde wie ich, wie jedes Lebewesen dieser Welt.
So mit anderen Menschen umzugehen, beginnt im Kopf, in meinen Gedanken und Vorurteilen. Ich will versuchen, Gutes vom anderen zu denken und dann auch Gutes von ihm zu erzählen. Und ihn damit segnen, so wie ich von Gott gesegnet bin.
Ich vertraue, Gottes Zusage an Abraham (1.Mose 12,2), gilt auch mir – und jeder und jedem von euch: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Gottes Segen begleite euch durch die neue Woche!
Euer Pfarrer Peter Gabriel