[11.11.2024]
Gandhi – eine außergewöhnliche Biographie
Als im Jahr 1982 der Film „Gandhi“ des britischen Regisseurs Richard Attenborough herauskam und ein damals eher unbekannter Schauspieler namens Ben Kingsley die Titelfigur spielte, wurde mit einem Schlag eine der außergewöhnlichsten Biographien der jüngeren Menschheitsgeschichte einem breiteren Publikum bekannt.
Und es gibt wahrlich Biographien, die es weniger verdient haben, dass man sich ihrer erinnert, als die jenes indischen Freiheitskämpfers, der sich dem britischen Empire entgegenstellte und nach Jahrzehnten eines konsequenten politischen Engagements mit vielen Rückschlägen und Repressalien die Unabhängigkeit Indiens erreichte.
Das Besondere an diesem Menschen war dabei die Art und Weise, wie er seine politischen Ziele verfolgte. Heute spricht man, wenn man von Gandhi spricht, gerne vom Erfinder des zivilen Ungehorsams. Seine Methoden des gewaltlosen Widerstandes faszinierten viele und wurden auch immer wieder kopiert.
Was aber nur wenige wissen: Gandhi hat seine Methoden in einem wesentlich größeren, philosophisch-religiösen Zusammenhang gesehen. Für ihn war der Begriff des zivilen Ungehorsams oder auch des gewaltlosen Widerstands immer viel zu kurz gegriffen.
Und was auch nur wenige wissen: Wenngleich er stets gläubiger Hindu geblieben ist, so war das Studium des Neuen Testaments für ihn ein ganz wichtiger Moment der Erkenntnis; viele seiner Gedanken entspringen der Lehre Jesu, die er sehr geschätzt hat.
Historisch gesehen kann man jedenfalls festhalten, dass Gandhis Ideen und Methoden die Welt verändert haben: Insbesondere Martin Luther King jr. in Amerika und Nelson Mandela in Südafrika haben beide stets betont, dass Gandhis Weg der Gewaltlosigkeit sie inspiriert und beeinflusst hat.
Ein Zitat Gandhis, das vielleicht Interesse wecken kann, sich näher mit seiner Person zu beschäftigen, ist jenes über das Gesetz der Liebe, wie er es genannt hat:
„Alle wohlgeordneten Gesellschaften beruhen auf dem Gesetz der Nicht-Gewalt. Ich habe gefunden, dass Leben inmitten der Zerstörung fortbesteht, und deshalb muss es ein höheres Gesetz als das der Zerstörung geben. Und wenn dies das Gesetz des Lebens ist, dann haben wir es im täglichen Leben anzuwenden. Wo immer es Misshelligkeiten gibt, wo immer Sie es mit einem Gegner zu tun bekommen, gewinnen Sie ihn durch Liebe. (…) Das Gesetz der Liebe wird wirken, genau wie das Gesetz der Gravitation wirken wird, ob wir es wollen oder nicht. Gerade so wie ein Wissenschaftler Wunder verrichten kann durch verschiedene Anwendung der Naturgesetze, kann jemand, der das Gesetz der Liebe mit wissenschaftlicher Präzision anwendet, noch größere Wunder verrichten.“
Der Film von Richard Attenborough ist ein guter Einstieg, wenn man nun Lust bekommen hat, mehr über diese außergewöhnliche Persönlichkeit zu erfahren. Bücher gibt es unzählige, von Gandhi selbst und von vielen unterschiedlichen Biographen. Besonders empfehlen möchte ich jenes von Vanamali Gunturu „Mahatma Gandhi – Leben und Werk“, weil es sehr genau recherchiert und um Objektivität bemüht ist, ohne zu verhehlen, dass der Autor Gandhi als große und positive Persönlichkeit der Menschheitsgeschichte sieht.
Aber für alle, die sich wirklich ernsthaft mit dem „Mahatma“ beschäftigen wollen, ist es ein absolut empfehlenswertes Buch, das viele Fakten liefert, um sich einer Person anzunähern, die das sicherlich wert ist.
Hartmut Schwaiger