April – Juni 2017

[2017-03-23]

 

Gemeindebrief
Gemeindebrief April bis Juni 2017

Gemeindebrief April – Juni 2017

Mut zur Veränderung

so haben wir unseren   Ostergemeindebrief   im   Jahr   des   Reformationsjubiläums überschrieben. In diesem Jahr stehen Martin Luther und sein Thesenanschlag, aber auch all die   anderen Frauen und Männer der Reformationszeit   im   Mittelpunkt.   Unzufrieden   waren   sie   mit   der   Kirche ihrer Zeit und zugleich auf der Suche nach   Gott, nach Spiritualität. Das ließ sie Traditionen in   Frage stellen und mutig Neues wagen. Sie wünschten sich eine veränderte Kirche, geprägt vom Geist der frei machenden Botschaft der Liebe Gottes. Für sie   selber bedeutete ihr Engagement in Glaubensdingen oft Nachteile, manche erlitten sogar den Tod.

Den Jüngerinnen und Jüngern von Jesus ist es nach der Kreuzigung Jesu kaum   anders ergangen. Erst zaghaft, dann immer offener hatten sie verkündet: Jesus   ist nicht im Tod geblieben, Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Das Leben   und Mitgehen mit Jesus hatte in ihnen den Glauben gesät: Gott hat nicht nur   unser Volk aus Ägypten und danach immer wieder aus Unterdrückung befreit,   sondern seine Liebe ist sogar stärker als der Tod. Diese neue, veränderte Sicht auf den Tod veränderte von Grund auf ihr Leben, ließ sie mutig ausbrechen aus den gewohnten religiösen Bahnen, aus ihren Familien. Sie fanden zusammen zu   einer neuen Gemeinschaft der von Gott geliebten und befreiten Schwestern und Brüder.

Diesen Mut, anders zu leben, kann ich nicht machen oder herbei zwingen. Es ist und bleibt ein Geschenk Gottes. Die Geschichte von Maria Magdalena am Grab (Joh. 20, 11­18) macht das für mich auf besondere Weise deutlich. Die Engel im Grab machen ihr Mut, einen veränderten, neuen Blick einzunehmen, nicht mehr hinzustarren auf den Tod – durch die Tränen der Trauer hindurch. Jesus selbst, den sie zuerst nicht erkennt, ermutigt sie, neu zu hören, wer da mit ihr spricht. Und er gibt ihr Kraft aufzubrechen, nicht in der Verzweiflung stecken zu bleiben, sondern sich wieder dem Leben zuzuwenden.

Solche Aufbrüche wünsche ich mir und uns nicht nur, wenn wir traurig sind und einen lieben Menschen verloren haben. Die Kraft Gottes, die sogar den Tod besiegt, möge mir auch Mut schenken, mich einzubringen in unserer Gemeinde, unserer Gesellschaft, einzustehen für gegenseitige Achtung, für die Gleichwertigkeit aller Menschen, mich stark zu machen für die Wahrheit, für eine Vielfalt von Meinungen und Ansichten, mitzuhelfen, dass Menschen aus Abhängigkeiten und schlechten Lebensverhältnissen befreit werden. Unsere Welt braucht Veränderungen, benötigt österliche Aufbrüche – gut, dass wir gemeinsam als Christinnen und Christen dazu unterwegs sein dürfen.

Ein gesegnetes, befreiendes und ermutigendes Osterfest wünscht euch,
Euer Pfarrer Peter Gabriel

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