[17.03.2025]

Ich trinke gerne Kaffee. Was gibt es Schöneres als einen liebevoll zubereiteten Espresso nach einem guten Mittagessen?
Ich trinke zu gerne Kaffee. Mit steigender Arbeitsbelastung steigt auch mein Kaffeekonsum. Dann ertappe ich mich dabei, gedankenlos mehrere Tassen hinunterzuschütten, ohne mir Zeit zu nehmen, sie zu genießen.
Viele Jahre habe ich in der Fastenzeit auf Kaffee verzichtet. Zunächst gibt dann der Körper Rückmeldung: Es fehlt etwas Vertrautes, er will mehr! Doch bald entsteht Gewöhnung, und eine neue Freiheit. Die Vorfreude wächst und der erste Espresso zu Ostern schmeckt köstlich.
Seit mehr als 35 Jahren gönne ich mir regelmäßige Zeiten der Stille, einige Minuten am Tag, 1,5 Stunden Dienstag abends, 5 – 7 Tage im Jahr. Im Verzicht auf äußere Reize entsteht Raum für Wahrnehmung, für die leisen Stimmen, die im Getriebe des Alltags so oft untergehen: Woher, wohin, wozu? Was ist genug, was ist zu viel? Was sind heilsame Grenzen? Was hält und bereichert mein Leben?
In einer Zeit des Überflusses in einem der reichsten Länder der Erde haben diese Fragen mit meinem Glauben zu tun. Die Suche nach dem rechten Maß, der sparsame Umgang mit Energie, die Flugreise in den Urlaub, die Menge der eingekauften Kleidung, der schonende Verbrauch von Lebensmitteln.
Mein Verhalten prägt mich und meine Mitwelt. Einüben in Verzicht, Anerkennen von Grenzen, achtsames Wahrnehmen dessen, was auf mich zukommt und zu Leben beiträgt, sind Gebote der Stunde.
Meine Erfahrung dabei ist: Fasten befreit mich zu mehr Leben!
Arno Stockinger, r.k. Pfarrassistent in Puch & St. Jakob a.T.