Ostern 2019

[2019-03-27]

„Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.“ (1.Kor. 15,3-5) – diese Worte des Apostels Paulus in seinem 1. Brief an die christliche Gemeinde in Korinth um ca. 50 n.Chr. sind das älteste schriftliche Zeugnis vom Auferstehungsglauben der frühen Christen. Später war Jesus Christus auch Paulus selbst erschienen – und das hatte ihn verwandelt und zum Verkünder des Evangeliums, der guten Nachricht gemacht. Was Paulus hier zitiert, ist wahrscheinlich ein erstes kurzes Glaubensbekenntnis, das die Grundüberzeugung des christlichen Glaubens festhält. Der Tod von Jesus von Nazareth am Kreuz war kein Scheitern, sondern ist einerseits für mich, für uns geschehen, andererseits ist dieses Sterben des Gerechten, des Gottesknechtes für die anderen bereits in den Schriften des Volkes Israel angekündigt. Durch den Tod des Gottessohnes überwindet Gott die Trennung, den Sund, die Sünde, die uns Menschen von Gott trennt. Auch wenn Menschen immer wieder sich selber wie Gott aufspielen und damit meinen, sie könnten auch ohne Gott leben, Gott bleibt ihnen liebevoll zugewandt, rechnet ihnen ihre Sünde nicht zu. Und indem er in Jesus selber den Tod auf sich nimmt, hat der Tod seine letzte, zerstörerische Macht verloren.

Für die Christen ist auch klar: Jesus war wirklich tot und ist nicht nur zum Schein gestorben – das drückt sich in seinem Begraben werden aus. Doch auch wenn es zuerst so scheint, als wäre Gott passiv und machtlos in diesem Drama am Kreuz, als würden die Mächtigen wie immer ihre Fäden ziehen und den kleinen und traurigen Menschen bliebe nichts als Weinen – Gott handelt, so wie es das Volk Israel immer wieder erlebt hat: Gott hilft und rettet. Gott ist auch jetzt der, der Jesus auferweckt zu neuem Leben. Doch Gott handelt anders als wir es nach menschlichen Maßstäben erwarten würden: nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe. Er verhindert nicht, dass Jesus gefoltert und gekreuzigt wird, aber seine Liebe hört auch im Tod nicht auf, der Tod kann die Liebe nicht töten.

Und wie ist es dann mit der Auferstehung? Dieses erste Bekenntnis ist sehr schlicht und verhalten. Da wird nichts von Erdbeben, Engeln, einem weggewälzten Stein und dem leeren Grab erzählt, sondern nur bekannt: Petrus und die anderen aus dem inneren Jüngerkreis, dann über 500 seiner Gefolgsleute haben Jesus „gesehen“. Ich verstehe das so: Jesus ist weiterhin bei ihnen, in ihren Gedanken, in ihrem Herzen, er ist wirklich und wahrhaftig da, eine Realität in ihrem Leben. Alles, was er gelehrt und getan hat, seine Liebe – sind und bleiben das Zentrum ihres Lebens. Und das Vertrauen, er lebt, lässt sie anders leben.

Für mich ist dies das eigentliche Osterwunder: der Glaube an die Auferstehung, die Erfahrung, Jesus ist lebendig mitten unter uns, war und ist so stark, dass das Christentum nach wie vor die größte Weltreligion ist und wir auch 2.000 Jahre nach Jesu Tod an ihn glauben und uns nach ihm Christen nennen.

Die Hoffnung auf das neue Leben – selbst im Tod – hat Menschen über 2.000 Jahre unendliche Kraft gegeben, Leid und Not stand zu halten und zugleich anzukämpfen gegen die Mächte des Todes, auf die Liebe mehr zu vertrauen als auf Gewalt, Vertrauen zu wagen und an der Hoffnung fest zu halten.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein gesegnetes Osterfest! Lasst uns einstimmen in den Ruf: „Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!

Euer Pfarrer Peter Gabriel

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