Ausbildungszeit neigt sich dem Ende zu

[13.07.2022]

Ein Grundpfeiler des lutherischen Christseins ist für mich das hoffnungsvolle Schauen in die Zukunft: Egal was auf mich zukommen mag, an Gott halte ich mich fest. Ich kann schlicht nicht anders. Dieses Gefühl hatte ich im Februar 2020. Als frischgeprüfter Theologe kam ich von Wien nach Hallein. Von einem komischen Virus in China hörte man seit Dezember, ernst habe ich das jedoch nicht genommen.

Wie sehr das Leben mich eines Besseren belehrt hat. Dinge, die rasch als „weit weg“ klassifiziert werden, haben oft die Kraft, unangenehm nahe zu kommen. Ich feierte erstmals in meinem Leben Ostern fernab meiner Familie, zu zweit alleine mit meiner Lebensgefährtin. Die Menschen in der Pfarrgemeinde und in dieser Stadt waren mir so nah und zugleich so fern gewesen.

Ich wünschte manchmal, dass die Umstände meines Vikariats andere gewesen wären; dass Gottesdienste, Besuche, Konzerte oder Feste uneingeschränkt und unabgesagt stattfinden hätten können. Aber dennoch, trotz der Umstände, durfte ich in Hallein sehr viel Schönes erleben. Ich lernte Gruppen und Kreise, Jugendmitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, Kinder, Schülerinnen und Schüler, Lehrerkollegen und viele andere engagierte Menschen kennen. Besonders geschätzt habe ich die liebevolle und intensive Ausbildung bei Peter Gabriel und die große Unterstützung seitens des Presbyteriums und der Gemeindevertretung. Ich hatte nie das Gefühl, fehl am Platze zu sein. Ich erhoffe mir von meiner Kirche, dass sie aufnahmebereit ist – und Hallein hat mir diese Hoffnung erfüllt.

Nach zweieinhalb Jahren ist es leider an der Zeit, mich von Hallein zu verabschieden. Es fällt mir nicht leicht, denn ich fühle mich mit dieser Stadt, mit der Gemeinde und mit den Menschen hier sehr verbunden. Aber gleichzeitig blicke ich hoffnungsvoll auf die neuen Wege, die auf mich warten. Die Pfarrgemeinde Kufstein in Tirol wird sich meiner „Halleiner Schule“ sehr erfreuen und ich werde über diese Zeit nur Positives zu berichten wissen.

In diesem Sinne möchte ich mich mit Psalm 56 verabschieden: „Ich will Gottes Wort rühmen; auf Gott will ich hoffen.

Euer Thomas Müller