Kirche: als Mitgestalterin des öffentlichen Lebens

[29.03.2023]

Heute wird der Glaube häufig in den privaten Bereich verwiesen. Dem entsprechend wird die Kirche wie ein Freizeitanbieter verstanden, der Menschen ermöglicht, interessante Angebote wie Gottesdienste, Vorträge, Kinder-, Jugend- und Senior*innenzusammenkünfte zu konsumieren.

Freilich spielt sich ein großer Teil des kirchlichen Lebens im Freizeitsektor der Gesellschaft ab. Es wäre aber eine schlimme Verkürzung, würde man die Kirche auf diesen Bereich beschränken. Über die Jahrhunderte hat sie große Verantwortung für die Mitgestaltung des öffentlichen Lebens übernommen. Ich nenne drei Bereiche: Die Bildung, die Kunst und die Gesetzgebung.

Die Bildung: Nicht nur in der Vergangenheit (etwa in den Klöstern), sondern auch heute ist die Kirche eine wesentliche Trägerin von Bildungsarbeit: im Religionsunterricht (den die Kirchen und heute auch die anderen gesetzlich anerkannten Religionsgesellschaften verantworten), in evangelischen (und anderen konfessionellen) Schulen und Kindergärten, wie z.B. in den Einrichtungen des Diakonievereins Salzburg, in der Erwachsenenbildung, die z.B. in Salzburg die einzige Einrichtung ist, die auch Erwachsenenbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen anbietet.

Die Kunst: Kaum ein Bereich des kulturellen Lebens bei uns ist ohne die Mitwirkung christlicher Traditionen verständlich, sei es die Architektur mit der Vielfalt an Kirchenbauten, die Malerei mit ihren zahllosen religiösen Motiven und vor allem die Musik, die in der Gestalt der Kirchenmusik auch heute Menschen in der Tiefe ihres Herzens anspricht und motiviert.

Die Gesetzgebung: Den gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften kommt bei der Beratung über Gesetze, die ihren Bereich betreffen, das Recht der Stellungnahme im Rahmen des Begutachtungsverfahrens zu. Und die Kirchen sind Expertinnen für ethische Fragen, weswegen bei besonders schwierigen Themen, wie z.B. der Sterbehilfe, ihr Wort gehört wird.

Letztlich geht es bei all dem um die Frage, auf welche Werte wir uns als Gesellschaft gründen.

Peter Pröglhöf