[17.03.2023]
4. Sonntag der Passionszeit – Sonntag Lätare
Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde unserer Halleiner Pfarrgemeinde!
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt er allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12,24) – so lautet der Wochenspruch für diesen Sonntag Lätare.
Es ist Jesu Antwort auf die Anfrage von nicht jüdischen Menschen, die als Gäste zum Pessachfest, dem Fest der Befreiung aus Ägypten, nach Jerusalem gekommen sind. Sie haben von Jesus gehört, wie er von Gott als liebendem Vater und von der anbrechenden Gottes Herrschaft erzählt, wie er Menschen heil macht und ohne Vorurteile auf alle zugeht.
Nun wollen sie Jesus sehen, also persönlich kennen lernen. Sie wollen begreifen und verstehen: wer ist dieses Jesus von Nazareth. Ein Prophet? Oder noch mehr, der verheißene Retter, der Messias?
Jesus macht deutlich: Wirklich erfassen, wer ich bin, könnt ihr erst mit meinem Tod. Erst wenn ich sterbe, wird in Wahrheit die Frucht, der Ertrag meiner Botschaft, meines Lebens begreifbar.
Denn in und mit Jesus, dem Mensch gewordenen Wort Gottes (Joh. 1,14), nimmt Gott selbst den Tod auf sich! Mehr noch als bei der Geburt als kleines Baby im Stall von Bethlehem geht Gott im Sterben Jesu ganz ein in das, was Menschsein heißt.
Unser Leben ist endlich, vergänglich, dem Tod kann keiner ausweichen. Und immer wieder haben Menschen sich gefragt, ob mit dem Tod nicht nur alles aus ist, sondern auch die Beziehung zu Gott abreißt, tot sein also bedeutet, fern von Gott zu sein.
Doch wenn Gott im Tod Jesu unser menschliches Schicksal teilt, dann ist auch die dunkle Todesstunde nicht gott-verlassen, dann geschieht alles Leiden und Sterben, alle Traurigkeit um einen geliebten Menschen immer im Beisein, im Lichte Gottes.
Das nimmt dem Tod seine letzte Macht, das schenkt Freiheit und ermutigt zum Leben.
Beim Evangelisten Johannes ist mit dem Tod am Kreuz die Erhöhung immer schon mitgemeint. Auch die anderen Evangelien schauen auf den Karfreitag von der Erfahrung des Ostermorgens.
So bedeutet Tod eben nicht Ende, sondern Verwandlung. So ist der Tod kein Schluss- punkt, sondern ein Doppelpunkt! Jesus lebt in neuer, anderer Weise weiter. Er ist unverkennbar noch derselbe – die Jünger und Jüngerinnen erkennen ihn an seiner Stimme oder an den Nagelwunden – aber er ist doch als Auferstandener bei ihnen.
In der Mitte der Passionszeit soll uns diese Osterhoffnung schon hineinleuchten in Leid, Trauer und Tod. Es verleiht mir Zuversicht im Hinblick auf meinen Tod, er hilft mir, mit dem Tod geliebter Menschen zurecht zu kommen. Und es lässt mich neu wahrnehmen, wo neues Leben entsteht, sich Neues entwickelt, Befreiung erfahrbar wird und Menschen neu Freude, Zufriedenheit und Glück, ja Segen erleben.
Euer Pfarrer Peter Gabriel