[15.12.2023]
Liebe Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde!
Herzlich grüßen wir euch zum 3. Adventssonntag mit Worten des Propheten Jesaja: „Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40,3.10)
Advent ist immer eine doppelte Bewegung! Es geht darum, dass wir uns vorbereiten und einstellen darauf, dass Gott kommt, zu uns, in unser Leben. Und zugleich steht die Adventszeit für die Gewissheit: Er kommt auf jeden Fall – mit seiner Liebe verändert er die Welt, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!
Dem Wochenspruch widmet sich auch der machstehende Sonntagsgruß.
Eure Pfarrer Peter und Jens-Daniel
3. Advent
Liebe Mitglieder unserer Halleiner Pfarrgemeinde!
Seit einiger Zeit verkrafte ich es nicht mehr, jeden Tag die Nachrichtensendungen im Fernsehen anzusehen. Dieses Übermaß an Meldungen von Gewalt, Kriegen und Katastrophen halte ich nur mehr in größeren Abständen aus. Ich denke mir: Einerseits ist das schlimm für jemanden, der ein aufmerksamer Zeitgenosse sein möchte. Andererseits weiß ich, dass es nicht nur mir so geht.
Und da lese ich – an so einem fernsehlosen Abend – den Wochenspruch für den 3. Advent:
„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40,3.10)
Eigentlich steht da im Urtext: Er kommt „mit Gewalt“. Und das hebräische „mit Gewalt“ wird z.B. genauso von einem König gesagt, der die Israeliten unterdrückt hat und dessen militärische Brutalität mit „neunhundert eisernen Wagen“ illustriert wird (Richter 4,3).
Gott – ein Gewaltherrscher?
So sehr die irdischen Gewaltherrscher jahrtausendelang Gott vor ihren Karren gespannt und den christlichen Glauben für ihre eigenen Interessen missbraucht haben, so unbiblisch und falsch ist eine solche Vorstellung. Schon die nächsten Verse aus dem Jesajabuch sprechen von Gott als dem Hirten, der seine Herde weidet und die Lämmer im Bausch seines Gewandes trägt – ein geradezu zärtliches Bild!
Gottes Gewalt ist sein liebevolles Walten. Die Kraft, mit der er etwas bewirkt, ist die Barmherzigkeit. Am ersten Advent haben wir es gesungen, das Lied von dem König, der ohne Heere und ohne Speere herrscht mit der Macht der Liebe (EG 14).
Wir können Begriffe wie Gewalt, Herrschaft usw. nicht einfach abschaffen. Aber wir können sie neu füllen. Gottes Gewalt ist seine die Herzen gewinnende Liebe. Gottes Herrschaft ist seine mütterliche Barmherzigkeit. So ist es unsere Aufgabe, die alten Gewalt- und Herrschaftsbilder in Frage zu stellen und vom Thron zu stürzen.
Ein Weg dazu ist die Sprache der Musik, denn sie erreicht unsere Herzen.
Am 3. Adventsonntag ist mit dem Kantatengottesdienst dazu wieder Gelegenheit.
Peter Pröglhöf