[10.06.2024]

Als Mutter bleibt mir ein Augenblick stets in liebevoller Erinnerung – der 1. Schritt, den meine Kinder alleine gegangen sind! Bei meinem Sohn war es der Anblick des Schlittens unter dem Christbaum, der ihn anscheinend vergessen ließ, dass er krabbelnd sicherer unterwegs ist. Seine jüngere Schwester hat erst mit 18 Monaten zu laufen begonnen: Sie hatte einige Male erfahren (müssen), dass die Hilfe des um zwei Jahre älteren Bruders nicht ausreicht, um sich sicher auf 2 Beinen zu halten. Sie an die Hand nehmend war er meist schneller unterwegs als sie und hat sie auch gern einmal „einfach stehen lassen“, wenn er ein spannendes Spielzeug entdeckt hat.
Neues zu wagen gehört zur Natur unseres Lebens:
Wir lernen Laufen und hören auf zu krabbeln.
Wir beginnen zu arbeiten und lassen die Schulzeit hinter uns.
Wir ziehen aus dem Elternhaus aus, um unser eigenes Leben zu gestalten, und schlussendlich lassen wir das Berufsleben hinter uns und gehen in Pension. Gerade dieser letzte Lebensabschnitt, in dem ich mich auch selbst schon befinde, bietet noch einmal die große Chance, Neues zu wagen und sich Zeit für Dinge zu nehmen, für die man früher nie Zeit hatte.
Menschen, die ein erfülltes Leben führen, sind stets auf der Suche nach Neuem und Unbekannten. Für sie liegt darin etwas Faszinierendes und Spannendes. Sie sind von dem Neuen begeistert und immer bereit, sich auf Unbekanntes einzulassen. Wieviel Risiko dabei eingegangen wird, hängt von subjektiven Faktoren ab. Nie sollte man aber unüberlegt und ohne Risikoabschätzung Neues wagen. Dies kann im Extremfall dann auch zu Situationen führen, die unser Leben sogar gefährden. Influencer:innen verleiten mit tollen Bildern und Geschichten dazu, halsbrecherischen Unternehmungen zu wagen, ohne über die gebotenen Grenzen nachzudenken, eigene physische und psychische Grenzen, die Gefährdung anderer Menschen sowie die Belastbarkeit von Natur und Umwelt. Neues zu wagen kann in diesen Fällen viel Leid und Schaden anrichten!
Nicht allen Menschen fällt es leicht, sich auf etwas Neues einzulassen. Manchmal ist es die eigene Trägheit, die uns daran hindert, die eigene „Komfortzone“ zu verlassen. Wir klammern uns an Beziehungen, die uns nicht (mehr) guttun oder investieren wertvolle Zeit und Energie in eine Arbeit, die weder erfüllend ist noch Freude macht. Viel öfter steckt aber Angst dahinter, wenn wir „Gewohntes“ nicht loslassen können, um Neues zu wagen: Wir haben uns mit „unserem Alltag“ arrangiert und nehmen so manches als „nicht veränderbar“ hin. Sich für einen Neuanfang zu entscheiden, geht mit einem „mulmigen Bauchgefühl“ einher – dann lieber doch nichts verändern….
Menschen, die sich in einer Lebenskrise befinden, haben oft keine Wahl – sie müssen Einschnitte in ihrem Leben akzeptieren und sich auf Neues einlassen. Der Leidensdruck in solchen Situationen ist oft größer als die Angst vor der Ungewissheit, die der Neuanfang mit sich bringt. Wir erleben, dass Menschen, die über DaLeTe von uns begleitet werden, neuen Mut für notwendige Veränderungen in ihrem Leben fassen. Sie erfahren durch unsere Unterstützung, dass sie diesen Weg nicht alleine gehen müssen, und das gibt ihnen Mut, sich auf Neues einzulassen. Wir motivieren sie dazu, ihr Leben in „kleinen Schritten“ zu verändern. Nur so ist es möglich, zu erfahren, dass Neues auch gelingen kann und glücklich(er) macht! Und selbst wenn der neu eingeschlagene Weg nicht auf Anhieb der richtige ist, können sie sich darauf verlassen, dass wir gemeinsam mit ihnen nach besser passenden Alternativen suchen.
Wann haben Sie das letzte Mal etwas komplett Neues gewagt? Sich vielleicht sogar einen lang ersehnten Lebenstraum erfüllt? Ich kann Sie nur dazu ermutigen, es einfach zu wagen! Tun Sie es mit der Gewissheit, von Gott getragen zu sein und auf neu eingeschlagenen Wegen nie allein gelassen zu werden!
Edda Böhm-Ingram, Diakoniebeauftragte