Krisen als Chance (1/3)

[29.09.2021]

Meine „Berufung“ – oder: Jede Krise ist subjektiv

Ich habe euch ein Bild von meiner Konfirmation abgedruckt. Ach, mit 14 Jahren, da kannte ich persönlich noch keine wirklichen Krisen. Im Gegenteil: Ich habe schwierige Situationen als anspornende Herausforderungen aufgefasst. Mit einem Gefühl von „Die Welt steht mir offen“ habe ich Träume entwickelt und kompromisslos verfolgt! Jugendliche Leichtigkeit, hier und da gepaart mit Leichtsinn – manchmal wünsch ich mir dieses Lebensgefühl zurück …

Grundsätzlich aber bin ich froh und dankbar, wie sich mein Leben weiterentwickelt hat. Auch und gerade, weil die eine oder andere Krise mich zu dem geführt hat, was mein Leben heute ausmacht. Dabei möchte ich nicht falsch verstanden werden: Keineswegs wünsche ich mir Krisen. Ich würde auch nicht behaupten wollen, dass eine „gesunde“ Entwicklung Krisen braucht. Ich wage allerdings folgende These: Jede und jeder von uns schaut in seiner Biographie auf klein oder groß empfundene Krisen zurück. Das Wording „empfunden“ ist mir wichtig. Ich meine nämlich, dass Krisen stets subjektive, also ganz persönliche Wahrnehmungen von uns sind. Das soll- ten wir einander zugestehen! Auf meinem Weg zum Theologiestudium hat so manche von mir empfundene Krise eine Rolle gespielt und schließlich die Chance zum Pfarrberuf eröffnet.

Wie geschrieben, der jugendliche Jens-Daniel, träumerisch, idealistisch und kompromisslos, ich wusste gleich mal, was ich werden will: Profisportler. Fußball natürlich. Ich hab in der Karlsruher Gegend, in der Oliver Kahn richtig groß raus gekommen ist, so manches Tor gehütet. Blond, Wuschel-Schopf, verbissen, von Stürmern im 1-zu-1-Duell gefürchtet. Mein Spitzname war Olli. Als eine Verletzung meine erste OP im Ellenbogen nach sich zog, platzte mein erster Berufs-Traum jäh. Auch mein „Notfallplan“, Zimmermann zu werden. Erste richtig dick erlebte Krise!

Durch meine Klinik-, Ärzte- und Physiotherapeuten-Selbsterfahrung hatte ich schnell ein neues Ziel ausgemacht: Medizin studieren und Sportmediziner, am besten Expeditionsarzt werden. In Deutschland braucht man dafür einen hervorragenden Abiturschnitt. Ich hab mich echt angestrengt. Letztendlich hab ich auch gut abgeschlossen, war zufrieden und vor allem bereit. Doch in ganz Deutschland wollte mich keine Uni nehmen. Auch nicht nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr im Krankenhaus, mit dem ich zusätzlich zur Wartezeit meine Aufnahmechancen enorm steigern konnte. Was soll das!

In der Folge haben sich tolle Chancen eröffnet: Ich habe das erste Mal für ein paar Monate in Salzburg gearbeitet und so meine Elisabeth besser ken- nengelernt. Daraufhin konnte ich für eine deutsche Firma ein paar Monate lang in den USA Geld verdienen. Mein Traum blieb die Medizin – egal wo. Nach einer weiteren Studienabsage hab ich mich zum Rettungssanitäter ausbilden lassen. Während meines Krankenhaus-Praktikum im OP und auf der Intensivstation bekam ich zum ersten Mal Zweifel. Die Ärzte hatten kaum Zeit für einzelne Patienten. Nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil das System es nicht zulässt. Gerade das war aber doch eines meiner Motive!?! Gleichzeitig erlebte ich, wie Menschen rund um die Grenzgebiete des Lebens nach Zuwendung und Zuversicht ringen. Die christliche Zuversicht, insbesondere das Gemeinschaftsgefüge, worin ich aufwachsen durfte, das lernte ich als erstrebenswertes Lebenskonzept richtig neu schätzen – durch die Krisen von anderen, wenn man so will.

Als ausgebildeter Rettungssanitäter war ich beim Salzburger Flughafen angestellt. Während dieser Zeit und durch viele Gespräche mit Freunden und Beratern, habe ich meinen Medizintraum preisgegeben. Bei unseren Reflexionen und Überlegungen, insbesondere beim intensiven Beten um eine klare, innere „Berufung“, prüfte ich den Ratschlag, mich nach einem hauptamtlichen, geistlichen Beruf auszurichten. Ohne deutliche „Berufung“ – und ich hatte keine genaue Vorstellung davon – wollte ich nicht in dieses Berufsfeld. Ich hatte genug ausgelaugte Pastoren und Pfarrer erlebt. Ich kannte aber auch die andere Sorte zu Genüge: Die Begeisterten, die erfüllten Begeisterer. Letztendlich hat mir einer von diesen die Augen und das Herz geöffnet, ganz nach dem Motto „Nur ein Fahrzeug, das in Bewegung ist, kann gelenkt werden.“

Ich erlebte kein konkretes, göttliches Berufungserlebnis, das war tatsächlich eine subjektive Krise für mich. Mühsam war es, leidvoll hab ich das empfunden! Andererseits hat es mir die Chance eröffnet, mich zur selbstverantworteten Entscheidung durchzuringen: Ich will Theologie studieren! Ich will mit meiner ganzen Arbeitskraft Reich Gottes mitgestalten! So kam ich wieder in Bewegung und Gott hatte die Chance, diese Richtung im Großen zu bestätigen und mich im Kleinen, vor allem in den Krisenzeiten meiner Ausbildung, zu „lenken“. An so manche wertvolle Erfahrung meines Konfirmandenjahres wurde ich da zurückerinnert – Stichwort „Herzensglaube“. Aber dazu vielleicht ein andermal …

Jens-Daniel Mauer

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