Ein Winterabend

[05.12.2021]

Georg Trakl „Ein Winterabend“

Georg Trakl, Salzburgs bekanntester expressionistischer Dichter, ist nicht leicht zu lesen. Ohne eine ausführlichere Beschäftigung mit seinem Stil und mit dem literarischen Expressionismus wird es einem wahrscheinlich nicht so schnell gelingen, Zugang zu dem Werk dieses Salzburger Künstlers zu finden.

Und dennoch gibt es für evangelische Menschen in Salzburg so etwas wie einen tatsächlichen „Zugang“ zu Trakl: An der Salzburger Christuskirche in der Schwarzstraße findet sich beim Eingang zur Kirche, der dem Gemeindehaus zugewandt ist, das Trakl-Gedicht „Ein Winterabend“.

Ich habe es das erste Mal entdeckt, als ich in der Christuskirche anlässlich eines Weihnachtskonzerts begleitende weihnachtliche Texte lesen durfte. Bei der Generalprobe, zu der ich ging, entdeckte ich „Ein Winterabend“, dieses dreistrophige kurze Gedicht. Vielleicht mag es an dem damals idyllisch verschneiten Abend gelegen sein, vielleicht an einer anderen in mir vorhandenen Stimmung, aber dieses Gedicht hat mich sofort berührt. Als Germanistikstudent war mir Trakl ein Begriff und das vorrangig als geniale, jedoch tragische Gestalt eines Dichters, der zeitlose Werke erschaffen hat, aber an seiner Zeit zugrunde ging. Trakl starb jung, nachdem er im ersten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges als gelernter Apotheker in einem Feldlazarett den ganzen Wahnsinn des Krieges jenseits der damals noch überlauten „Hurra-Rufe“ der Kriegsbefürworter mit all seiner Brutalität kennenlernen musste.

Daran dachte ich beim Lesen von „Ein Winterabend“ und hatte dabei einen Georg Trakl vor meinem geistigen Auge, der in diesem Gedicht eine Ruhe gefunden zu haben schien, die ihm in seinem Leben wahr- scheinlich nicht oft zu Teil geworden ist.

Bis heute ist dieses Gedicht für mich ein zutiefst menschlich-subjektiver Blick auf das geblieben, was Weihnachten sein kann und sein soll: Ein Moment der inneren Ruhe, vielleicht gar ein Moment tief empfundener Freude, wie sie das Weihnachtsevangelium ja verheißt. Wie eine Tür, die sich inmitten einer oft bedrückenden, grausamen Welt öffnet und uns einen Ausblick gibt auf das, was möglich wäre, wenn wir die Weihnachtsbotschaft annehmen:

Ein Winterabend (Georg Trakl)

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.

Frohe Weihnachten!
Hartmut Schwaiger

(Grafik: Reichert in gemeindebrief.de)

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