[07.03.2024]
Statements von Menschen aus unserer Gemeinde zur Fragestellung „Was bedeutet gutes, erfülltes Leben für mich?“

Es war einmal ein kleiner Junge, der von Geburt an mit multiplen Krankheiten zu kämpfen hatte. Schon in seiner Kindheit träumte er von einem erfüllten Leben, was er damals aber so nicht nannte. Er beobachtete oft die Regentropfen an seinem Kinderzimmer-Fenster und fragte sich, was das Leben für ihn bereithalten würde. Dieser Junge war ich.
Ich hatte große Träume: Ich wollte Tore beim Fußball schießen, schnell laufen und mich mit anderen messen. Natürlich sah ich mich immer als Sieger. Ich wollte die ganze Welt bereisen und gleichzeitig in einem erfolgreichen Beruf arbeiten. Meine Familie war mein wohlbehütetes Nest und meine Basis. Das sah ich als mein persönliches Glück und meine Erfüllung. Und ich habe mir immer schon sehr früh vorgestellt, wie meine spätere Frau einmal aussehen sollte und wie meine Kinder. Träume eben.
Aber wie schaffe ich es dahin zu kommen und dann auch zu erhalten? Welches ‚Werkzeug‘ brauche ich dafür? Fragen, die mich bewegten.
Ich hörte schon früh in mich hinein und erlebte eine Art Selbstreflexion. Zunächst definierte ich meine eigenen Werte, die in meinem Leben bis heute meine Leitplanken sind. Mir haben dabei die Bücher von Robert Betz sehr geholfen, der den Teil der Psychologie vertritt, der mich seit Jahrzehnten sehr interessiert.
Ich setzte mir stets klare Ziele, priorisierte sie und handelte aktiv, um sie zu erreichen. Ich war stets offen für Veränderungen und passte meine Ziele und Pläne an, wenn sich meine Interessen oder andere Umstände änderten.
Achtsamkeit und Selbstfürsorge waren für mich wichtig, um mein Wohlbefinden zu bewahren und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit, Freizeit und Beziehungen zu finden.
Ich pflegte gute zwischenmenschliche Beziehungen und verbrachte Zeit mit Menschen, die mir wichtig waren. Das waren die von mir bevorzugten ‚Werkzeuge‘.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Weg zu einem erfüllten Leben eine „nie endende Arbeit an mir selbst“ war. Die großartige Belohnung ist eine verbesserte Lebensqualität und das Gefühl, ein erfülltes Leben zu führen.
Heute kann ich sagen, dass ich aber meine größte Kraft aus meinem tiefen Glauben an Gott, der mich stets wohlwollend leitete, schöpfte.

Gott schenkte mir prägende Momente, die in besonderer Weise zu meinem erfüllten Leben beitrugen. Ich lebte für ein paar Wochen im afrikanischen Busch unter Einheimischen. Dabei starb ein Baby in meinen Armen, nur weil nicht genügend Verbandsmaterial da war. Ich überquerte die Anden auf dem alten Weg mit einem klapprigen LKW, Traktor und einem Ruderboot. Ich schlief in Decken gehüllt im Zelt. Ich lebte wochenlang bei den Blauen Khmern im Urwald zwischen Thailand und Kambodscha. Ich nahm an nicht öffentlichen Zeremonien der Aborigines und Maori in Australien und Neuseeland teil. Und ich kümmerte mich um Waisenhäuser und Ausbildungsstätten für sehr arme Kinder und Jugendliche in Namibia.
Diese Momente gaben mir unendlich Kraft für mein Leben hier in unserem Land. Dort, an diesen Stationen meines Lebens, habe ich das ‚Zuhören‘ gelernt. Zu hören und sehen wie glücklich die Ärmsten der Armen oft tief in ihrem Innersten und trotz teils katastrophaler Umstände sind und was deren Lächeln bewirkt, hat enorm zur Erfüllung und zu meinem Glück beigetragen und gab mir die Motivation immer wieder auch Hürden im eigenen Leben zu überwinden.
Das größte Geschenk Gottes in meinem Leben sind meine Frau und meine beiden Kinder, die der krönende Höhepunkt in meinem bisherigen guten und erfüllten Leben sind. Meine heutige Ehefrau lernte ich übrigens an einem Kleiderständer im Europark beim Anprobieren einer Strickjacke, was nicht unbedingt der allererste Ort zum Kennenlernen und eine sich bildende, spätere große Liebe ist.
Genau wie Heinz Rühmann, der großartige Schauspieler aber schon sagte: „Und du sollst ihn erkennen an den seltensten Ort und in den seltensten Kleidern“, erkannte ich, dass das wahre Glück und erfüllte Leben in den kleinen Augenblicken des Lebens zu finden sind. Seine eigenen Werte und Ziele zu verwirklichen und den Blick für das Wesentliche zu bewahren, ist einfach großartig.
Thomas Schup