Marias schwieriger Weg

Johannesevangelium

Dieses weicht in vielen Belangen von den anderen Evangelien ab, auch hinsichtlich der Erzählungen über Maria. Eine Stelle ist die Erzählung über die Hochzeit zu Kana und eine weitere die Szene mit Jesus am Kreuz. Diese beiden Erzählungen bilden einen Rahmen über das öffentliche Wirken Jesu. Als der Wein bei der Hochzeit zu Kana ausgeht, holt sich Maria eine schroffe Zurückweisung von Jesus, als Jesus sie mit „Frau“ und nicht mit Mutter bezeichnet und dadurch auf Distanz zu ihr geht. Als Grund für die Distanzierung sagt Jesus, dass seine Stunde noch nicht gekommen ist. Daraufhin gibt Maria den Dienern den Auftrag das zu tun, was Jesus ihnen sagt und bestätigt damit das volle Vertrauen in das Tun Jesu. Und dieses Vertrauen wird ein „voller Erfolg“ in Form des Wunders von Kana.

Nach dieser Hochzeit wird Maria von Jesus nur mehr ein einziges Mal unter dem Kreuz genannt. In dieser Szene wird vollendet, was sich schon zu Beginn des Evangeliums andeutet, nur im Glauben an Gott gehören wir zu Jesus und sind wir mit ihm „verwandt“. Von der leiblichen Mutter wird Maria zur Mutter und Keimzelle, zu der alle Menschen gehören, die sich im Glauben an Jesus zu dieser neuen Familie zugehörig fühlen.

Das Protoevangelium des Jakobus

Im „Protoevangelium“ finden sich Informationen rund um Maria, die in den 4 Evangelien nicht verzeichnet sind. Im 1. Jahrhundert nach Christus wuchs unter den Christen das Interesse, sich an Jesus zu erinnern und das auch niederzuschreiben. So entstanden zahlreiche Texte, aus denen das „Neue Testament“ zusammengestellt wurde. Dabei gab es in den Gemeinden durchaus Unterschiede, welche Texte gelesen wurden bzw. welche Textquellen Verwendung fanden. Die große Anzahl an Texten machte später eine Auswahl und eine Ordnung notwendig und führte zu einer regional sehr unterschiedlichen Diskussion über die Verbindlichkeit der einzelnen Texte. Bis zum 4. Jahrhundert gab es keine zentrale kirchliche Autorität, die über eine Auswahl der Texte hätte entscheiden können. Sehr früh aber war man sich einig über die 4 Evangelien, dass diese besondere Wichtigkeit haben.

Die nicht weiter als besonders wichtig geltenden Schriften galten lange als geheim, was aber heute nicht mehr nicht richtig ist, da diese in Bibliotheken durchaus verfügbar waren und auch heute leicht verfügbar sind. Gerüchte, wonach apokrphe Schriften gezielt unterdrückt werden, tauchen immer wieder auf. In den frühchristlichen Jahrhunderten hat sich der Grad der Verfügbarkeit regional unterschieden: von der geschätzten privaten Erbauungsliteratur über das Vergessenwerden bis hin zur Unterdrückung.

Zu den geschätzten Schriften gehört u.a. das „Protoevangelium“ des Jakobus. In diesem finden sich einige Schlüsselstellen hinsichtlich des Verständnisses der Marienverehrung in den verschiedenen Orten und Gemeinden. Joachim und Anna, die Eltern Marias, werden als sehr angesehene Personen beschrieben, die sich über die Geburt ihrer Tochter (Maria) sehr freuen; eine Freude über ein neugeborenes Mädchen, die damals durchaus nicht üblich war. In ihrer Dankbarkeit über die von Gott genommene Schmach der Kinderlosigkeit versprechen sie, ihr Kind in den Tempel zu bringen und dort bis zum 12. Lebensjahr aufwachsen zu lassen. Josef wird in diesem Evangelium als Witwer beschrieben, von daher kommt sicher auch die übliche Darstellung von Josef als „älteren“ Mann. Josef wehrt sich zuerst, Maria in ihre Obhut zu nehmen, lässt sie aber noch im Tempel zurück, da er noch einige Projekte beruflich fertig machen musste. Maria wurde ausgewählt, am Tempelvorhang mitzuarbeiten. Bei dieser Tätigkeit kam es zu einer Erscheinung, in der ihr mitgeteilt wurde, dass sie zur Mutter Jesu ausgewählt wurde. Maria wird als 16-jährige beschrieben, als sie diese Mitteilung bekommt. Als Josef von der Arbeit heimkehrt, ist Maria im 6. Monat schwanger. Josef weint bitterlich und macht sich auch selbst Vorwürfe, warum er sich nicht besser um Maria gekümmert hat. Erst durch die Erscheinung eines Engels im Traum nimmt Josef diese Umstände an und lässt die „Dinge“ kommen wie sie kommen sollen.

Eine der Kernaussagen dieses Evangeliums ist jene über die Jungfräulichkeit Mariens, die auch nach der Geburt Jesu Jungfrau bleibt. Die Geburt selbst wird so beschrieben, dass sie in einer Höhle stattgefunden hat. Die Szene mit der Krippe im Stall gehört in dieser Schrift zur Furcht vor Herodes, vor dem Jesus versteckt werden musste.

Textzusammenfassung: Helmut Meisl

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