Gruß zum Ostersonntag

[2020-04-11]

Liebe Mitglieder unserer Halleiner Pfarrgemeinde! Ihr Lieben!

„Der Herr ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Herzlich grüße ich euch und lade euch ein, in diesen Ostergruß und das Osterlied „Christ  ist erstanden“ einzustimmen!

„Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich… Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind… Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“ (1.Korinther 15,12-14.19-29.26)

Das Auferstehungsbild nimmt das Motiv vom Weizenkorn auf (Joh. 12,24), aus dem neues Leben erst nach seiner Verwandlung in der Erde entstehen kann. Zugleich sehe ich die Grabeshöhle, aus der der gekreuzigte Jesus herausfährt, die Hände zum Lob Gottes erhoben, mich segnend. Steht die dunkle Gestalt für den Tod, für den menschlichen, sterblichen Körper, und die weiße Lichtgestalt für das neue Leben in der Auferstehung bei Gott? Oder sind es zwei Auferstehende? Vielleicht um anzudeuten, dass jede/r andere Begegnungen mit dem Auferstanden hat, dass jede/r anders erfährt, was das bedeutet: Das Leben ist stärker als der Tod! Schon im Neuen Testament ist das so: Den Jüngern von Emmaus begegnet Jesus unerkannt als Wanderer, Thomas zeigt er seine Wundmale. Paulus schreibt, er habe Jesus gesehen, und die Frauen hören am Ostermorgen die Botschaft „Fürchtet euch nicht, er ist nicht hier!“ und sehen ins leere Grab. Wie erleben wir heute Auferstehung, Verwandlung – gerade in diesen herausfordernden Zeiten?… Der katholische Theologe Piere Stutz drückt das so aus: „Verwandlung ist dir verheißen! Eine Spur zeigt sich dir, die hinausführt aus Ohnmacht und Verlorenheit, zu deiner inneren Kraft. Verwandlung ist dir zugesagt! Eine neue Lebenserfahrung öffnet sich dir, die befreit von dem Irrtum, alles unter Kontrolle zu haben. Verwandlung ist dir versprochen! Ein Weg in die eigene Tiefe, wo du einfach sein darfst in Stärke und Verletzlichkeit.“

Das Bild hilft mir, weil ich ja nicht beweisen kann, wie es dann, nach dem Tod sein wird. So wie das Baby im Bauch der Mutter nichts über das Leben außerhalb weiß oder die Raupenlarve über das Sein als Schmetterling… Auf jeden Fall: es wird etwas ganz Neues, nicht die Wiederkehr des Alten, nicht eine Rückkehr ins Leben auf der Erde.

Der Predigttext für diesen Ostersonntag macht mir klar: Auch am Beginn des Christentums, in der gerade gegründeten Gemeinde von Korinth gab es einige, die die Vorstellung einer Auferstehung, eines Lebens nach dem Tod für schwachsinnig oder unmöglich hielten.

Paulus reagiert heftig: Euer ganzer Glaube ist sinnlos, wenn es keine Auferstehung gibt!

Christlicher Glaube richtet sich also nicht nur auf das Zurechtkommen in dieser Welt, möglichst anständig zu leben, sondern unser Glaube eröffnet immer auch den Blick über diese Welt und meine derzeitige Situation hinaus. Der verstorbene Vater einer Kollegin fasste die Botschaft des Paulus so zusammen: „Wir Christen haben es gut: Wir kommen immer von Ostern her und gehen auf Ostern zu.“

Harfenbegleitung von Ingeborg Weber für dieses Lied

Grundlage meines christlichen Glaubens, meines Gottvertrauens ist die Erfahrung der Jünger*innen damals und Menschen heute: Jesus lebt, er ist von Gott auferweckt worden aus dem Tod, befreit von der Macht des Todes! Denn ohne die Überwindung des Todes wäre Jesus ein vorbildhafter, besonderer Mensch gewesen, der aber letztlich mit seiner Botschaft von der schon anbrechenden Gottes Herrschaft und seinem beispielhaften Leben voller Liebe und Zuwendung zu den Menschen gescheitert wäre, von den Mächtigen dieser Welt, von der Macht des Todes zum Schweigen gebracht. Die Anhänger*innen Jesu aber sind sich sicher: was Jesus gesagt und getan hat, hat weiter Gültigkeit, es wirkt weiter. Wenn wir davon erzählen und weiter so leben, berühren sich nach wie vor Himmel und Erde. Das trägt und gibt Halt. So kommt mein Glaube von Ostern her, gründet sich in der Zuversicht, dass Gott den Tod besiegt und vernichtet hat.

Das gibt mir Hoffnung im Blick auf das Lebensende auf dieser Erde, für mich, meine Lieben, ja für unsere ganze Welt. Ich hoffe auf das neue Leben bei Gott, ganz persönlich, aber eben auch auf die neue Erde und den neuen Himmel – eine Welt voller Liebe und Gerechtigkeit, geprägt von Vergebung und lebendigem Erfülltsein mit dem Geist Gottes. Dieses Neue, diese Verwandlung beginnt schon im Hier und Jetzt. Die österliche Hoffnung weitet schon jetzt meinen Blick, gibt mir Kraft und Trost. Vielleicht erleben wir die Verwandlung der Welt hin zu mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Bescheidenheit und Mitmenschlichkeit gerade in der Zeit nach Corona…

Oder auch in unserem ganz persönlichen Leben, da wo Vergebung geschieht, vernachlässigte Beziehungen wieder aufleben, wo ich einen lieben Verstorbenen getrost in Gottes Hand geben kann, wo die Angst vor dem Tod mich nicht beherrscht, ja wo ich ver-traue: Gott ist bei mir, er sagt mir seine Nähe und seine Liebe zu! Fürchte dich nicht!

So wünsche ich euch ein gesegnetes Osterfest und möchte euch diesen Segen zusprechen:

Der Gott, der in Christus neues Leben verheißt, segne und behüte euch.
Er hebe eure Seelen aus Todesdunklem und führe euch auf rechtem Weg.
Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch zugeneigt.
Er wende euch sein Angesicht zu und schenke Euch Frieden.
Das schenke euch der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Euer Peter

 

Ostergebet

Harfenbegleitung von Ingeborg Weber für dieses Lied

Du Gott, wir feiern Ostern in einer schweren Zeit. Manche von uns fühlen sich eingesperrt und einsam. Ein Halleluja oder der Ruf „Der Herr ist auferstanden“ geht uns nur schwer über die Lippen. Die Aufbrüche spüren wir eher in der Natur, weniger in unserer konkreten Situation. Trotzdem dürfen wir auch heuer Ostern feiern, als Fest der Hoffnung auf Leben und Normalität.

Wir danken dir für alle, die Auferstehung in ihrem Tun praktizieren. Für die Politiker*innen, für die Ärzt*innen und das Gesundheitspersonal, für die, die für unsere Versorgung Mühen auf sich nehmen. Wir denken besonders an die Menschen in den Supermärkten, aber auch bei den Entsorgungsbetrieben und allen, die hinter den Kulissen dafür sorgen, dass unser Leben weitgehend geordnet weitergehen kann.

Wir fühlen uns verbunden mit denen, die glauben, die suchen, zweifeln und hoffen. Wir fühlen uns verbunden mit unseren Pfarrgemeinden und mit allen, die einen wichtigen Platz in unserem Herzen haben. Wir fühlen uns aber auch verbunden mit den unterschiedlichsten Menschen auf dieser Welt.

Lass uns auf dich vertrauen, als einen Gott, der unser menschliches Schicksal kennt. Du bist in Jesus Mensch geworden und hast das Schöne, aber auch das Traurige des Lebens erleben und ertragen müssen. Du willst uns, gerade in diesen Tagen sagen: Ich bin da! Ich bin da für euch und gehe euren Weg mit euch.

Guter Gott, lass Ostern werden in unseren Herzen. Lass uns froh sein können und hoffen.

Darum bitten wird dich, durch Christus im Heiligen Geist.

Amen!


[Beitrag online ab: 11.04.2020 12:00 | Erstellt / zuletzt bearbeitet: 07.11.2022 14:49]

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