Woher kommen eigentlich unsere Weihnachtsbräuche?

[2013-11-30]

Woher kommen eigentlich unsere Weihnachtsbräuche?

Bäume im Wohnzimmer, Adventkranz, Krippen und Kalender, die nur 24 Tage haben… Seit wann gibt es diese Traditionen und wo kommen sie eigentlich her? Machen Sie sich schlau und werden Sie zum Weihnachtsspezialisten!

  • Adventkranz
    Der Adventkranz wurde 1839 von dem evangelischen Pfarrer Johann Hinrich Wichern in Hamburg eingeführt. Er lebte mit einigen verarmten Kindern in einem alten Bauernhaus und betreute sie dort. Da die Kinder immer fragten, wann denn endlich Weihnachten sei, baute er aus einem alten Wagenrad einen Holzkranz mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen als Kalender. An jedem Tag in der Adventszeit wurde eine kleine Kerze angezündet und an den Adventsonntagen eine große Kerze, so dass die Kinder die Tage bis Weihnachten abzählen konnten. Daraus hat sich der Adventkranz mit vier Kerzen, meist aus Tannengrün gefertigt, entwickelt. 1925 wurde erstmals ein Adventskranz in einer katholischen Kirche in Köln aufgehängt.
  • Adventkalender
    Der Adventkalender, der ebenfalls seit dem 19. Jahrhundert zum christlichen Brauchtum in der Adventzeit gehört, soll – ähnlich wie der Adventkranz – die Wartezeit verkürzen und die Vorfreude auf das Geburtstagsfest von Jesus steigern. Er ist in verschiedenen Formen und Ausprägungen verbreitet und zählte ursprünglich die Tage vom 1. Adventsonntag bis zum 24. Dezember. Inzwischen beginnt er üblicherweise mit dem 1. Dezember.
  • Barbarazweige
    In Tirol weit verbreitet ist der Brauch, am 4. Dezember, dem Tag der Heiligen Barbara, Obstbaumzweige zu schneiden und in warmes Wasser zu stellen. Wenn sich zu Weihnachten ihre Blüten öffnen, soll das zeigen, dass in diesem Haus gute Menschen leben.
  • Das Anklöpfeln
    Der Volksbrauch des Anklöpfelns ist seit Mitte des 15. Jahrhunderts belegt. Das Anklöpfeln in den Klöpfelnächten war ein auf den Jahreswechsel bezogener Orakelbrauch. Durch Anklöpfeln wollte man die Zukunft erforschen. Wenn man z.B. zur richtigen Stunde an Stallwände klopfte, hörte man die Haustiere von den Toten des kommenden Jahres reden. Heutzutage gehen beim Anklöpfeln kleine Gruppen, die meist als Hirten, Wirt, Josef und Maria verkleidet sind, von Haus zu Haus, und wo sie hereingebeten werden, singen die Anklöpfler alte Adventlieder und erzählen von der  Herbergssuche.
  • Das Räuchern
    Im Volksglauben brach mit dem 25. Dezember die mythische Zeit der Rauhnächte an (der Begriff „Rauhnacht“ leitet sich vom Begriff „Räuchern“ ab). Man glaubte, dass unheimliche Geister bis zum 6. Januar Stall und Stube heimsuchten. Diese galt es mit dem Ausräuchern von Haus und Hof in der Christnacht, zu Silvester und in der Nacht vor dem Dreikönigstag zu bändigen. Auch heute noch wird das Räuchern in Tirol im ländlichen Bereich praktiziert. In der Heiligen Nacht geht die Familie mit einer großen mit heißer Glut und Weihrauchharz gefüllten Pfanne durch alle Räume und auch durch den Stall und betet um Gesundheit und Wohlergehen.
  • Die Weihnachtskrippe
    Ein besonders beliebter Brauch zur Weihnachtszeit ist das Aufbauen einer Weihnachtskrippe. Die Heilige Familie samt Ochs und Esel unter einem kargen Dach, darüber ein leuchtender Stern, der den herannahenden heiligen drei Königen von der frohen Botschaft kündet – wer kennt nicht dieses Krippen-Motiv. Gäste und Einheimische kommen scharenweise, um die schönsten Krippen in Kirchen und Bauernhäusern zu besichtigen. 1608 wurde die erste Krippe in der Innsbrucker Jesuitenkirche aufgestellt. Im Volkskunstmuseum in Innsbruck ist die Entwicklung der Krippe in Tirol anschaulich nachzuvollziehen: von schlichten Krippen aus Karton bis hin zu geschnitzten Figuren in wertvollen bestickten Gewändern. Und auch so manch kuriose Szene ist dargestellt, wie etwa ein Streit zwischen Jäger und Wilderer.
  • Der Weihnachtsbaum
    Der Weihnachtsbaum verbreitete sich im 19. Jahrhundert von evangelischen Kreisen in Deutschland ausgehend über die ganze Welt.
    Die Verwendung eines geschmückten Baumes findet in Bräuchen verschiedener Kulturen ihren Ursprung. Schon in der römischen Antike ehrte man im Mithras-Kult den Sonnengott durch das Schmücken eines Baumes zur Wintersonnenwende. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geister abzuwehren, gleichzeitig gab das Grün Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings. Im Mittelalter wurden am 24. Dezember, dem liturgische Gedenktag Adam und Evas, in der Kirche Paradiesspiele aufgeführt, wo ein „Paradiesbaum“ mit Äpfeln behängt wurde. Der Apfel symbolisierte die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis und erinnerte an die Befreiung von der Sünde durch Jesus Christus. Die ersten Aufzeichnungen über den Christbaum stammen aus dem Jahre 1605 aus dem Elsass. Nüsse,  Backwerk und Zuckerzeug stellten im 17. Jahrhundert den ersten Christbaumschmuck dar, darum nannte man die Weihnachtsbäume damals auch „Zuckerbäume“. Goethe und Schiller eröffneten dem Weihnachtsbaum im 18. Jahrhundert den Weg in die Literatur. Königin Viktoria holte 1840 den Weihnachtsbaum nach London. Auch in den Niederlanden, in Russland und Italien übernahmen die vornehmen Kreise den Brauch. Im Jahre 1860 wurden in Paris bereits 35.000 Christbäume verkauft. Nach Nordamerika gelangte er durch deutsche Auswanderer und Matrosen. Die Kirche billigte diesen „heidnischen“ Brauch anfangs nicht, übernahm ihn mit der Zeit aber doch. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts setzte er sich auch in den katholischen Regionen Deutschlands und in Österreich durch. Ausgediente Christbäume werden vielerorts im Osterfeuer verbrannt, wie es auch in der Osternachtfeier der Auferstehungskirche in Innsbruck üblich ist.

Assunta Kautzky und Hiltraut Zigala

Quelle: Die Brücke, Gemeindezeitung der Evang. Pfarrgemeinden Innsbruck und Umgebung, Dez. 2013

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